Chatchapong Nasa: Der Aufstieg eines Thai-Talents in Profisnooker
Manche Träume brauchen Geduld. Und Disziplin. Und Menschen, die an dich glauben. Für Chatchapong Nasa ist genau dieser Moment gekommen: Der 27-jährige Snookerspieler aus der thailändischen Provinz Kanchanaburi macht sich im Juni auf den Weg nach Großbritannien – nicht als Tourist, sondern als frisch qualifizierter Profi auf der World Snooker Tour. Es ist der Beginn eines neuen Kapitels in seinem Leben – eines, das vor Jahren begann, als er noch ein kleiner Junge mit einem Queue in der Hand war und mit großen Augen auf den Bildschirm starrte, wenn James Wattana spielte.
Die Kraft eines Vorbilds
James Wattana war in den 1990er Jahren nicht nur ein außergewöhnlicher Spieler, sondern ein nationales Phänomen in Thailand. Mit drei Ranglistentiteln und zwei Halbfinals bei der Snooker-Weltmeisterschaft im Crucible Theatre wurde er zur lebenden Legende. Für eine ganze Generation junger Thai war er der Beweis: Auch wir können es schaffen.
Zu dieser Generation gehören heute Namen wie Thepchaiya Un-Nooh und Noppon Saengkham – zwei Spieler, die längst etabliert sind und selbst zu Mentoren geworden sind. Genau sie haben für Nasa eine besondere Rolle gespielt: nicht nur als Vorbilder, sondern als direkte Unterstützer.
„Wenn sie in der Nebensaison nach Thailand kommen, trainieren sie mit uns in der Akademie“, erzählt Nasa durch seinen Manager und Dolmetscher Mike. „Sie geben uns technische Tipps, aber auch mentale Werkzeuge. Sie wissen, wie man mit Druck umgeht – und sie geben ihr Wissen großzügig weiter.“
Für den Umzug nach Großbritannien helfen sie sogar ganz konkret: Thepchaiya reist gemeinsam mit ihm, seine Frau Nick unterstützt ihn bei Visa- und Arbeitsfragen. „Ohne sie hätte ich diesen Schritt nicht geschafft“, sagt Nasa dankbar.
Ein langer Weg zum großen Ziel
Mit acht Jahren spielte er zum ersten Mal Snooker, mit 13 war ihm klar, dass er diesen Sport nicht nur als Hobby betreiben will. Seither hat er fast täglich trainiert – manchmal bis zu acht Stunden. „Ich habe vieles geopfert, um dieses Ziel zu erreichen“, sagt er ruhig. „Aber ich wusste immer, dass es sich lohnen wird.“
Im Mai 2024 erfüllte sich sein Traum: Bei der Asia-Oceania Q School in Bangkok dominierte er das Feld und gewann sechs Spiele in Folge. Im Finale ließ er seinem Gegner Liu Linhao keine Chance und siegte mit einem klaren 4:0. Nur fünf Frames gab er im gesamten Turnierverlauf ab – ein Statement.
„Vor dem Endspiel war ich ruhig und zuversichtlich“, erinnert sich Nasa. „Und als ich die letzte pinke Kugel lochte, wusste ich: Das war’s. Mein Traum ist jetzt Realität.“
Sheffield, neue Heimat des Ehrgeizes
Wie so viele Profis vor ihm wird auch Chatchapong Nasa seine sportliche Basis in Sheffield aufbauen – dem Zentrum des Weltsnooker. In der renommierten Victoria’s Academy wird er nicht nur trainieren, sondern auch mit absoluten Topspielern wie Weltmeister Zhao Xintong gemeinsame Sessions erleben.
„Ich möchte mich schnell an das höhere Niveau gewöhnen und alles geben“, sagt er. „Mein Ziel ist es, unter die Top 64 zu kommen und bei großen Turnieren mindestens einmal das Achtelfinale zu erreichen.“
Sein größtes Vorbild: Judd Trump. „Er spielt kreativ, mutig, und mit einem Selbstverständnis, das ich bewundere.“ Nasa selbst beschreibt sich als ausdauernd, mental stark – aber auch selbstkritisch. „Manchmal denke ich zu viel nach. Dann treffe ich in wichtigen Momenten die falsche Entscheidung. Daran arbeite ich gerade intensiv.“
Eine Gemeinschaft, die trägt
Was Nasa Mut macht: Er ist nicht allein. Mit Spielern wie Thepchaiya, Noppon, Mink Nutcharut und Sunny Akani wächst die thailändische Snooker-Familie auf der Tour – eine stille, aber kraftvolle Gemeinschaft. Sie verbindet nicht nur Herkunft, sondern auch ein Verständnis für das, was es bedeutet, in einer fremden Kultur bestehen zu wollen.
„Ich weiß, dass es hart wird“, sagt Nasa. „Das Level ist viel höher, der Druck größer. Aber ich habe gute Menschen um mich herum. Und ich werde jeden Tag alles geben.“
Mehr als nur ein neuer Spieler
Chatchapong Nasa steht noch ganz am Anfang seiner Profikarriere – aber was ihn jetzt schon auszeichnet, ist sein Charakter: ruhig, konzentriert, diszipliniert. Einer, der nicht viel Aufhebens um sich macht. Aber wenn man ihm zuhört, spürt man: Da ist jemand, der es ernst meint. Der weiß, woher er kommt – und wo er hinwill.
Vielleicht wird er kein zweiter Wattana. Vielleicht schreibt er seine ganz eigene Geschichte. Aber ganz gleich, wie weit er kommen wird: Sein Weg steht für etwas Größeres. Für Durchhaltevermögen. Für Demut. Und für den Glauben, dass Träume manchmal nur ein bisschen Zeit brauchen – und ein paar Menschen, die an dich glauben.
FAQ zu Chatchapong Nasa:
Wer ist Chatchapong Nasa?
Chatchapong Nasa ist ein thailändischer Snookerspieler aus der Provinz Kanchanaburi. Er qualifizierte sich 2024 über die Asia-Oceania Q School erstmals für die World Snooker Tour und beginnt im Sommer seine Karriere als Profi.
Wie hat er sich für die World Snooker Tour qualifiziert?
Nasa gewann im Mai 2024 das erste Event der Asia-Oceania Q School in Bangkok. Er siegte dabei in sechs aufeinanderfolgenden Matches und gab nur fünf Frames ab. Im Finale bezwang er Liu Linhao mit 4:0.
Welche Rolle spielen andere thailändische Profis für seine Karriere?
Spieler wie Thepchaiya Un-Nooh und Noppon Saengkham haben ihn intensiv gefördert – sowohl im Training als auch bei mentaler Vorbereitung. Thepchaiya begleitet ihn sogar persönlich nach Großbritannien, seine Frau unterstützt bei Visum und Arbeitserlaubnis.
Wo wird Chatchapong Nasa in Großbritannien leben und trainieren?
Er wird seinen Trainingsstützpunkt in Sheffield haben, in der renommierten Victoria’s Academy. Dort trainieren viele Topspieler, darunter auch Weltmeister Zhao Xintong.
Was sind seine Ziele auf der Tour?
Nasa möchte sich zunächst unter den Top 64 der Weltrangliste etablieren und bei mindestens einem Major-Turnier die Runde der letzten 16 erreichen. Langfristig will er sich in der Weltelite behaupten.
Welche Stärken bringt Nasa mit?
Er beschreibt sich selbst als mental stark, ausdauernd und lernbereit. Gleichzeitig ist er selbstkritisch und arbeitet daran, seine Entscheidungsfindung in Druckmomenten zu verbessern.
Gibt es eine thailändische Community auf der Snooker-Tour?
Ja, neben Nasa gehören auch Thepchaiya Un-Nooh, Noppon Saengkham, Mink Nutcharut und Sunny Akani zur wachsenden Gruppe thailändischer Profis, die sich gegenseitig unterstützen.
Informationsquelle: wst . tv