Die Regeln im Snooker sind gar nicht so kompliziert
Der Tisch ist geputzt, die Kugeln exakt platziert, doch verharren wir kurz: Es ist ein erhabener Anblick, der sich einem jeden Snookerspieler in den Sekunden vor Beginn eines Matches bietet. Zahm und friedlich liegen die Kugeln auf dem grünen Tuch, jedes Snookerspiel beginnt auf diese Weise. Es ist der letzte Moment der Ruhe. Und nichts, wirklich nichts ist gewöhnlich an diesem Anblick: Nicht der Tisch. Auch nicht das Tuch. Und schon gar nicht die Kugeln.
22 Bälle liegen auf dem Tisch verteilt, nicht 21 und nicht 23, auch wenn es Versuche gab, mit deutlich mehr oder deutlich weniger Kugeln zu spielen (was sich aber nicht so recht durchsetzte). 15 Rote liegen im Pulk im oberen Drittel des Tisches, im Triangle, kurz: Tri. Dazu kommen sechs Farbige: Gelb, Braun und Grün liegen im unteren Tischdrittel, auf der Begrenzungslinie, genannt Baulk-Line, mit dem aufgemalten D. Im Zentrum des Tisches ist die blaue Kugel auf dem Centre Spot zu finden, noch weiter oben, direkt am Pulk der Roten, folgt Pink (Pyramid Spot), das die roten Kugeln aber nicht berührt. Oberhalb des Pulks liegt die schwarze Kugel auf dem Black Spot. Fehlt noch der weiße Spielball, der im bereits erwähnten weißen Halbkreis platziert wird.
So weit zur Anordnung der Kugeln, kommen wir zum Tisch: Zwölf Fuß lang (circa 3,66 Meter) und sechs Fuß breit (circa 1,83 Meter) ist ein Snookertisch, er ist damit der Koloss unter den Billardtischen. Insbesondere in Sachen Gewicht, denn er wiegt weit über eine Tonne, was vor allem an der dicken Schieferplatte liegt, die sich unter dem grünen Tuch versteckt. Doch keine Angst, eine Horde Bobybuilder ist für den Aufbau nicht nötig, da sich die Platte in mehrere Einzelteile zerlegen lässt.29 Die Beine werden aus solidem Holz wie Eiche oder Mahagoni gefertigt. Die Banden bestehen aus Naturkautschuk, bei Profi-Tischen sind diese mit einem Stahlband verstärkt (Steelblockbanden), um einen möglichst gleichmäßigen Abschlag zu garantieren. Auch die Banden sind mit einem Tuch überzogen.
Dieses Tuch ist auch nicht einfach ein Tuch, das sich bei Karstadt im Regal kaufen lässt. An ihm unterscheidet sich, ob ein Tisch Amateur- oder Profiansprüchen genügt, wie übrigens auch an den Banden. Es besteht aus Kammgarn, also aus fein gekämmter Wolle, aus der alle spröden oder zu kurzen Fasern entfernt wurden. Vor jeder Profipartie wird das Tuch gebürstet, abgezogen und gebügelt, auch Hobbyspielern wird regelmäßiges Bügeln ihres Tisches empfohlen, da ein gebügeltes Tuch deutlich bessere Spieleigenschaften aufweist. Das Bügeleisen wird von den kleinen Farben hin zum Black Spot geführt, sodass alle Fasern am Ende in die gleiche Richtung zeigen (der sogenannte Strich). Die Oberfläche ähnelt so der eines Rasens, bei dem alle Halme gen Black Spot ausgerichtet sind. Gute Spieler machen einen Unterschied, ob sie mit oder gegen den Strich spielen – da die Kugel, wenn sie gegen den Strich gespielt wird, leicht abgelenkt werden kann.
Warum also Bügeln? Dabei wird dem Tuch die Restfeuchtigkeit entzogen, die Bälle laufen nun schneller und genauer. Profi-Tische werden nachts mit einer Heizdecke abgedeckt, dafür wird meist auf beheizbare Tische verzichtet (anders als beim Karambolage- Billard). Zudem wird empfohlen, das Tuch regelmäßig mit einem feuchten Mikrofasertuch abzuwischen, um Rückstände aufzusammeln. Das Ganze hat natürlich seinen Preis: Allein ein Profi-Bügeleisen, das sich für Snookertische eignet, kostet 200 bis 300 Euro.
Auf einem perfekt gebügelten Tuch flitzen die Bälle störungsfrei umher – vorausgesetzt, die Kugeln genügen ebenfalls den hohen Ansprüchen. Im Laufe der Jahre wurden etliche Materialien zur Herstellung von Snooker- oder Billardkugeln verwendet: von Stein über Leder und Holz bis zu Elfenbein und Knochen. All diese Materialien haben den Nachteil, dass die Kugeln nicht homogen sind, da der Schwerpunkt nicht exakt in der Mitte liegt.31 Deshalb werden die Kugeln heute aus Spezialkunststoffen (Phenolharz oder Super- aramith) hergestellt, bei ihnen ist die Masse garantiert gleichmäßig verteilt. Die Kugeln, mit 52,5 Zentimetern Durchmesser übrigens die kleinsten im Billardsport und mit rund 140 Gramm auch die leichtesten, sollten vor jedem Spiel von Fusseln befreit werden, am besten mit einem Baumwolltuch. Spezielle Pflegemittel aus dem Fachhandel sind manchmal gar nicht nötig.
Die Regeln im Snooker könnte ja jeder vestehen
Wer selbst Snooker spielt, dem sei freimütig gestattet, dieses Artikel über Snooker gepflegt zu überspringen. Allen anderen, und von dieser Sorte Mensch soll es ja ein paar geben, hier in Kürze die Regeln dieses wunderbaren Spiels.
Wurden die Kugeln, auf dem Tisch angeordnet, entscheidet der Münzwurf, welcher Spieler beginnt. Wer Kopf oder Zahl richtig benennt, darf anfangen oder den Gegner dazu auffordern. Als Erstes muss eine rote Kugel angespielt werden, wird sie gelocht, ist anschließend eine andersfarbige an der Reihe. Rote Kugeln (Wertigkeit: ein Punkt) bleiben in den Taschen, Farben werden wieder herausgeholt und auf ihren Platz auf dem Tisch gesetzt. So geht das immer im Wechsel, bis keine Rote mehr auf dem Tisch übrig ist. Dann werden die Farben in aufsteigender Wertigkeit gelocht: Zunächst Gelb (zwei Punkte), dann Grün (drei), Braun (vier), Blau (fünf), Pink (sechs) und schließlich Schwarz (sieben). Punkte werden addiert, kann ein Spieler keine Kugel mehr versenken, ist der Gegner an der Reihe. Wer an den Tisch tritt, muss mit dem weißen Spielball zunächst zumindest eine rote Kugel berühren. Es gewinnt den Frame, wer mehr Punkte gesammelt hat – der Gegner darf aber auch aufgeben, wenn er keine Chance mehr sieht, den Führenden einzuholen.
Darüber hinaus gibt es ein paar Feinheiten, und zwar nicht nur Foulpunkte für nicht-regelkonforme Stöße, doch dazu später mehr in Snooker.co.at. So werden die farbigen Kugeln, nachdem sie gelocht wurden, vom Schiedsrichter wieder auf ihren jeweiligen Spot gesetzt – ist der eigene Spot blockiert, wählt der Schiedsrichter den nächstliegenden freien Spot. Viele Spieler versuchen, ihren Gegner in eine ausweglose Situation zu bringen: Ein Snooker ist dann gelegt, wenn der Spielball so platziert wurde, dass der Gegner den nächsten zu spielenden Ball in direkter Linie nicht erreichen kann. Daraus kann ein Foul resultieren; entscheidet der Schiedsrichter zudem auf ein Miss, also hätte der Spieler durch die Wahl eines leichteren Stoßes den Ball erreichen können, darf der Gegner bestimmen, ob er an dieser Stelle weiterspielt oder den Stoß wiederholen lässt. Ist das Spiel nach dem Lochen aller Kugeln ausgeglichen, wird die Schwarze wieder aufgesetzt (Re-Spotted Black). Wer diese locht und den Spielball dabei auf dem Tisch hält, gewinnt.
Andererseits können sich die Spieler, wenn eine Partie festgefahren ist, auf einen Neubeginn des Frames einigen (Re-Rack). Erkennt der Schiedsrichter, dass kein Spieler einen ernsthaften Versuch unternimmt, Kugeln zu lochen, kann auch er einen Re-Rack anordnen.
Ist der Tisch einmal leer gespielt oder gibt ein Spieler auf, ist ein Frame beendet. Der nächste beginnt. Je nach Turnier kann im Modus Best-of 5, Best-of 7, Best-of 9 oder gar Best-of 19 gespielt werden – wer also zuerst die erforderliche Anzahl an Frames für sich entscheidet, gewinnt auch das Spiel. Wie beim Tennis gibt es bei Turnieren K.-o.-Duelle, die über Achtel- oder Viertelfinale in Halbfinale und schließlich Endspiel gipfeln. Im Ligabetrieb werden gewonnene und verlorene Spiele im Vergleich auf eine ganze Saison gerechnet.