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Die unglaubliche Ronnie O‘Sullivan Sportgeschichte – Snooker Legenden Teil 1

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Die unglaubliche Ronnie O‘Sullivan Sportgeschichte – Teil 1

Ronnie O’Sullivan ist vielleicht der Snooker Spieler mit den meisten Fans weltweit. Außerdem ist er die Etikette dieses Sporartes. Der Zauber aus Essex kann sicherlich alle Fans vor Fernseher oder im Turnierplatz jedes Mal provozieren und gleichzeitig faszinieren. Am Anfang May.2022 hat O’Sullivan zum siebten Mal das Crucible Theatre Pokal gewonnen und damit hat der Rekord von Stephen Hendry ausgeglichen.

Michaela Tabb, die Schiedsrichterin schaute streng, sie ermahnte Ronnie O’Sullivan, er möge doch mit diesem Unsinn aufhören. Doch der Tat einfach, als verstehe er nicht, was diese Frau von ihm will. Dabei muss O’Sullivan bewusst gewesen sein, was er assoziiert, wenn er sich sein Queue zwischen den Beinen reibt – insbesondere, wenn ein weiblicher Referee anwesend ist. Mach keine obszönen Gesten mehr, okay?, verwarnte ihn Tabb während des WM-Halbfinals 2013. Ich will heimgehen, raunte O’Sullivan.

Einmal bezichtigte er den Schiedsrichter der Fehlsichtigkeit und empfahl ihm, seine Augen überprüfen zu lassen. Eine Partie hat er auf großer Bühne sogar abgebrochen, bei der UK Championship 2006 gegen Stephen Hendry, als er mitten im Match aufhörte zu spielen, seinem Gegner und Schiedsrichter Jan Verhaas die Hand schüttelte und die Arena verließ. 20.000 Pfund Strafe musste er damals an den Weltverband zahlen. O’Sullivan entschuldigte sich später, doch als fairen Sportsmann wollte ihn niemand mehr bezeichnen. Von der BBC erhielt er in einem Bad- Boy-Rating neun von zehn möglichen Punkten. Ein Spitzenwert, nur Alex Higgins erhielt elf von zehn Punkten.

O’Sullivan liebt die Provokation. Er stellt Kollegen bloß und kümmert sich nicht darum, was die Öffentlichkeit von ihm halten könnte. Er hat einem Journalisten im Ärger Eiswasser über den Kopf gekippt und eine Reporterin aufgefordert, ihm ihre Unterwäsche zu zeigen. Das zeugt von schlechtem Benehmen, aber es ist auch Dummheit dabei: 1998 aß er während des Irish Masters Haschkekse. Er gewann das Turnier, doch war den Titel – eine positive Cannabis-Probe später – schnell wieder los.

Noch ein Beispiel gefällig? 2008 saß O’Sullivan während einer Pressekonferenz bei den China Open neben Ivan Hirschowitz, dem Pressechef des Snooker-Weltverbands. Weil sich beide allein unter lauter Chinesen wähnten, begannen sie, über die Form des Mikrofons zu witzeln, das vor O’Sullivan auf dem Tisch stand und – nach Meinung von O’Sullivan – wie ein Penis aussah. Beide amüsierten sich, O’Sullivan fragte schließlich eine Chinesin in der ersten Reihe, ob er sie nicht zum Oralverkehr einladen dürfe. Niemand verstand ihn zunächst. Doch die Mikrofone waren aktiviert, die Übersetzer taten ihre Arbeit. Als O’Sullivan nach Hause kam, erreichte ihn sein Vater am Telefon: Sie kriegen dich wegen anstößiger Bemerkungen dran, das läuft gerade überall im Radio.195 Die Sun veröffentlichte eine Mitschrift des brisanten Dialogs. Um einer Strafe des Weltverbands zu entgehen, veröffentlichte O’Sullivan eine Entschuldigung, in der er seine chinesischen Fans wissen ließ, wie sehr er sie liebte. Seine Ehrlichkeit und Offenheit mögen manche verstören, vielleicht auch schockieren, sagt Rolf Kalb, der deutsche Snookerkommentator: Ronnie O’Sullivan mag vieles sein, aber eines ist er sicher nicht: Er ist kein glattgeschliffenes und weichgespültes Medienprodukt.

Mittlerweile ist er ruhiger geworden, doch es gab Zeiten, da tat er bei jeder Gelegenheit offen kund, wie sehr er von den Auswüchsen des Geschäfts genervt ist. Die vielen Reisen, die vielen Verpflichtungen, das uninspirierte Spiel der Kollegen – all das nervte ihn. So gehört bei O’Sullivan auch eine gut getimte Rücktrittsdrohung pro Saison dazu. Er mag wohl auch die Reaktion der Leute, die leicht panisch reagieren, wenn das Zugpferd der Szene androht, künftig nicht mehr mitmachen zu wollen. Einige Mitspieler nehmen das nicht mehr ernst, Shaun Murphy erklärte etwa, O’Sullivan würde sowieso niemand mehr glauben, wenn er von Rücktritt spricht. Viele andere sorgen sich in diesen Momenten ernsthaft um die Sportart, die das Farewell des Spielers mit der größten Strahlkraft nur schwerlich verkraften würde. Die Fans kommen, um ihn spielen zu sehen, sagt Mark Williams, weil sie sehen wollen, was er als Nächstes anstellt.

Ronnie O’Sullivan bis heute der Beste ist
Viele Themen umfassen dieses Snookerportal, allein zwölf sind für O’Sullivan reserviert. Ist das nicht zu viel der Aufmerksamkeit für einen Mann, der sich nicht sonderlich gut zu benehmen weiß?

Wer nun der beste Snookerprofi aller Zeiten ist, da gehen die Gelehrtenmeinungen auseinander. In die engere Auswahl geraten zuverlässig Steve Davis, Stephen Hendry und Ronnie O’Sullivan. Sie haben die Sportart über viele Jahre geprägt, das Spiel auf ihre jeweilige Art nachhaltig verändert, Rekorde aufgestellt, legendäre Siege errungen. O’Sullivan dürfte dabei der talentierteste der drei Männer sein, denn Davis und Hendry haben ihr Potenzial über all die Jahre zuverlässig ausgeschöpft – nicht so O’Sullivan. Nur über kurze Zeiträume präsentierte er sich jeweils in bester Verfassung. In den vielen Monaten dazwischen haderte er mit der Welt und seinem Spiel, erging sich in Suchtexzessen, und spielte trotzdem vorne mit, obwohl er noch viel besser hätte sein können.

Wie viele Bestmarken O’Sullivan bis heute wohl aufgestellt hätte, wäre er nur über längere Zeit im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten gewesen? Das ist eine spannende Frage, und die Vermutung liegt nahe, dass es für O’Sullivan nach oben wohl keine Grenzen gegeben hätte. Seine Eltern hatten ihm daheim in Essex früh ein eigenes Snookerzimmer eingerichtet, mit Tisch, Toilette und TV. Mit zehn spielte er sein erstes Century Break, mit 13 Jahren dominierte er bereits die Klasse der unter 16-Jährigen, mit 15 schaffte er sein erstes Maximum Break.199 Mittlerweile gilt er als Genie, ist fünfmaliger Weltmeister, Mitglied der Triple Crown. Er hat die meisten Century Breaks gespielt, über 800, auch den Rekord für die meisten Centuries bei WM- Spielen hält er. In fünf Minuten und 20 Sekunden schaffte er zudem das bislang schnellste Maximum Break der Snookergeschichte – ein nahezu unwirklicher Moment, doch dazu mehr im nächsten Grund.

Schon Davis und Hendry hatten die Sportart revolutioniert, weil sie schneller und energischer spielten als ihre Kollegen zu jener Zeit. O’Sullivan legte in Sachen Geschwindigkeit noch einmal eine Schippe drauf. Sein Breakbuilding war noch rasanter, noch gnadenloser als alles bisher Gesehene. Dabei gründet sein Spitzname The Rocket nicht etwa darauf, dass er so rasant spielt, wie vielfach behauptet. The Rocket, die Rakete also, wird er genannt, weil sein Aufstieg Mitte der Neunzigerjahre so raketenhaft vonstattenging. Ganz allein hob er die Sportart auf eine neue Stufe. Mozart des Snookers hat ihn Keith Richards, der Gitarrist der Rolling Stones, einmal genannt. Für Steve Davis, seinen Konkurrenten im Kampf um das Prädikat Bester Spieler aller Zeiten, ist O’Sullivan nicht weniger als das größte Genie aller Sportarten. Und Barry Hearn, der Chef des Snooker-Profi-Weltverbands, sagte einmal: Niemand ist größer als der Sport, aber Ronnie ist nah dran.

Eine weitere Szene, die alles aussagt: Bei den Welsh Open 2010 legte sein Gegner Mark Allen ein kleines, weißes Handtuch über seine Queuespitze, als wolle er die weiße Fahne hissen. So sehr hatte O’Sullivan ihn in der entscheidenden Phase des Matches dominiert.

Ein anderer Kollege, Alan McManus, sagte: Ronnie zu beobachten, ist wie Gott bei der Arbeit zuschauen zu dürfen – nur dass es bei ihm nicht wie Arbeit aussieht.204

Doch es ist nicht allein seine Brillanz am Tisch (an guten Tagen), die ihn zum beliebtesten Spieler der Tour macht, ihn im Alleingang Hallen füllen lässt. Ronald Antonio O’Sullivan, geboren am 5. Dezember 1975 in Wordsley in den britischen West Midlands, ist ein Mann, der fasziniert. Es gibt wenige Menschen, die einen Raum betreten und die Blicke der Umstehenden sofort auf sich ziehen – bei O’Sullivan ist das so. Dabei ist er gar nicht mal sonderlich stattlich, hat eine eher schmale Statur, 1,78 Meter groß, vielleicht 75 Kilo schwer. Sein Aussehen ist ungemein britisch – diese Nase, dieses leicht zu verknautschende Gesicht. Und dieser Name, ja, der klingt: Ronnie O’Sullivan, der Sohn eines Londoner Sexshop-Besitzers, der mit dem Verkauf von Sexfilmen reich wurde, und einer sizilianischen Mutter.

Und selbst wenn O’Sullivan mal wieder nicht sein bestes Snooker abrufen kann, ist er für seine Gegner schwer zu besiegen. Nicht nur, weil das Publikum stets hinter ihm steht, mit lauten Come on, Ronnie-Rufen an den Tisch peitscht: Er ist mittlerweile über 40 und erachtet Snooker längst nicht mehr so bedeutsam wie in früheren Jahren. Es sei ihm nicht so wichtig, ob er die Nummer eins der Welt sei oder nicht, sagt er dann. Man dürfe Snooker schließlich auch nicht zu wichtig nehmen. Diese Haltung macht ihn für seine Gegner nur noch gefährlicher.

O’Sullivan spielte das schnellste Maximum Break
I don’t believe this, sagte Dennis Taylor: What a break. What a fantastic maximum break that is. Ronnie O’Sullivan’s delighted, the crowd are delighted. I’m delighted! Sensational! I’ve never seen anything like that!

Taylor, der 1985 das Jahrhundertmatch gegen Steve Davis gewann, ist ein Spezialist für besondere Momente. Beim schnellsten bislang gespielten Maximum Break saß er also in der Kommenta- toren-Box des britischen Fernsehens und verlor für einen Moment die Fassung. Ich kann es nicht glauben, jubilierte Taylor: Was für ein Break. Was für ein fantastisches Maximum Break. Ronnie O’Sullivan ist erleuchtet, die Menge ist erleuchtet, ich bin erleuchtet. Sensationell. So etwas habe ich noch nie gesehen!

Die Snooker-WM 1997, das Erstrundenmatch zwischen O’Sullivan und Mick Price läuft. Eine wirklich miese Safety von Price brachte O’Sullivan an den Tisch. Er lochte die lange Rote, musterte kurz das Bild, das sich ihm auf dem Tisch bot – und legte los. Versenkte Kugel um Kugel, in einem aberwitzigen Tempo. Er wurde schneller und schneller. Ich dachte, er explodiert gleich, erinnert sich Price. Als O’Sullivan nach rund drei Minuten bereits die fünftletzte Rote in die Taschen bugsierte, konnte sich die Menge im Crucible ausmalen, dass es hier ein Maximum Break geben könnte. Auch O’Sullivan, damals gerade 21 Jahre alt, wusste das, und es veranlasste ihn keineswegs, sein Tempo zu verringern. Die letzte Rote fiel, das Publikum wurde zappelig. Nur noch die sechs Farben lagen auf dem Tisch. O’Sullivan nahm sich gerade noch Zeit, seine Queuespitze mit etwas Kreide einzureiben – und hetzte weiter.

Jeder wusste nun, dass O’Sullivan auf ein historisches Ereignis zusteuerte, was das Crucible immer weiter mit Unruhe erfüllte. Nur O’Sullivan blieb ruhig. Nur noch Schwarz lag auf dem Tisch, ein Großteil des Publikums stand bereits – sie fiel, unten links. Die Uhr blieb stehen bei fünf Minuten und 20 Sekunden. Ein Wahnsinns- Weltrekord! Gerade neun Sekunden hatte er sich im Schnitt für die Kugeln Zeit genommen.

Vieles war anders nach diesem Maximum Break. O’Sullivan war endgültig der spannendste Spieler der Tour, der die Fans in Schnappatmung versetzte, auch wenn er im nächsten Match, im Achtelfinale gegen Darren Morgan, 12:13 ausschied (das Turnier gewann Ken Doherty). Außerdem waren sich die Experten sicher, dass dies ein Rekord sein würde, der für die Ewigkeit gelten würde. O’Sullivan musste viele Fragen beantworten zu seiner fabelhaften Leistung. Er pflegte, sie herunterzuspielen. Klar, ein besonderer Moment, dieses wahnwitzig schnelle Maximum im Crucible. Aber auch nicht mehr.

Und sein Gegner Mick Price, der die miese Safety zu Beginn gespielt hatte? Ihm blieb der Humor. 15 Jahre lang habe er als Profi auf der Tour verbracht, erklärte er einmal. Trotzdem erinnern sich die Leute nur daran, wo er saß, als O’Sullivan brillierte. Mittlerweile ist das eine reguläre Quizfrage, sagt Price: Wer war O’Sullivans Gegner, als er in 5 Minuten und 20 Sekunden das Maximum Break spielte? Wer gerne Snooker schaut, weiß die Antwort.

Weil Stephen Hendry drei Jahre lang nicht mit O’Sullivan sprach
Ronnie O’Sullivan erzählt gerne, wie er in schwierigen Karrierephasen ab und zu eine SMS von seinem Jugendhelden Stephen Hendry bekommen hat. Darin munterte Hendry ihn auf, doch bitte weiterzumachen, denn die Sportart brauche O’Sullivan, da war sich Hendry sicher. Beide sind sich kollegial verbunden, wissen sich zu schätzen. Das war nicht immer so, erst recht nicht nach diesem Streit im Jahr 2002, den O’Sullivan mittlerweile als lächerlich bezeichnet.

O’Sullivan hatte den sieben Jahre älteren Hendry, den er stets als Idol bezeichnete, in seinen ersten Karrierejahren häufig am Tisch getroffen, wo ihn Hendry manchmal alt aussehen ließ. Auf der Suche nach einem Angriffspunkt holte sich O’Sullivan Hilfe, er sprach mit einem befreundeten Boxer, der sich im Ring auch immer wieder auf neue Gegner einzustellen hatte. Er solle sich selbst pushen, den Gegner stattdessen schwachreden, riet ihm sein Freund. O’Sullivan übertrieb es: Auf einer Pressekonferenz bezichtigte O’Sullivan Hendry der Großkotzigkeit, was schon ein starkes Stück war, da Hendry in der Szene als vorbildlicher Sportsmann bekannt war. Wenn Hendry in seiner überheblichen Manier auf ihn zukäme, erklärte O’Sullivan, könne er ihm nur zwei Dinge entgegnen: Erstens: Well done, gut gemacht. Und zweitens: Kehre doch zurück in dein kleines, trauriges Leben in Schottland. Hendry hatte nach dieser Episode erst einmal keine Lust mehr, mit O’Sullivan zu sprechen. Drei Jahre währte die Funkstille, Hendry reagierte auf seine Art: Er schlug O’Sullivan in einem hochklassigen Halbfinale der WM 2002 in Sheffield. Im Moment, als O’Sullivan ihn provozierte, spielte Hendry noch besser.

Heute sind die Unstimmigkeiten ausgeräumt. O’Sullivan sagt, er erröte noch immer, wenn er an seine Provokation von damals denke. Doch Hendry ist nicht nachtragend in dieser Angelegenheit. Als O’Sullivan 2015 sein 775. Maximum Break spielte und damit Hendrys Rekord knackte, erklärte Hendry, es sei nun wohl doch besser, O’Sullivan würde seine Karriere beenden. Das war, im Gegensatz zu O’Sullivans Sätzen 2002 auf der Pressekonferenz, ausschließlich lustig gemeint.

Ronnie O’Sullivan verschmähte fast eine 147
Die Beziehung zwischen Ronnie O’Sullivan und dem Promoter Barry Hearn war stets eine besondere, und als Hearn im Jahr 2010 als Profi-Weltverbandschef entschied, das Preisgeld für ein Maximum Break abzuschaffen, brachte er O’Sullivan gegen sich auf. Bei den World Open, wo das Extrageld für eine 147 im Jahr im Vorjahr noch 25.000 Pfund betragen hatte, steuerte er gegen Mark King auf ein solches Maximum zu – und entschied sich für eine aufsehenerregende Masche. Nur 4.000 Pfund sollte er für das höchste gespielte Break erhalten. O’Sullivan hatte erst einige Bälle gelocht, doch er sah, dass die Kugeln so lagen, dass ein Maximum möglich war. Wie hoch ist das Preisgeld für eine 147?, fragte er selbstsicher den Schiedsrichter Jan Verhaas, der über die Jahre gesehen viele von O’Sullivans Launen ertragen musste. Verhaas erkundigte sich, 4000, antwortete er schließlich. Dafür mache er keine 147, sagte O’Sullivan.

Verhaas reagierte nicht, doch bei jeder weiteren gelochten Schwarzen wiederholte O’Sullivan seine Drohung: Ich mache es nicht. Er hatte sich diese Art des Protests vorgenommen, und seine Lust an der Provokation wuchs mit jeder Kugel, mit der er dem Maximum näher kam. Einige Zuschauer verstanden, was er vorhatte, und als er bei 140 Punkten abbrach und King die Hand schüttelte (es war der Frame zum entscheidenden 3:0), war der Aufruhr groß. O’Sullivan schien fest gewillt, einfach abzuhauen und die Schwarze auf dem Tisch liegen zu lassen – doch dann gelang es Verhaas, ihn doch noch umzustimmen.

Tu es für deine Fans, sagte Verhaas zu O’Sullivan. In seiner Biografie scheibt O’Sullivan: Der Mistkerl schaffte es wirklich, mir im Augenblick des Triumphs Schuldgefühle einzureden. O’Sullivan versenkte die Schwarze und stürmte aus der Halle, ließ sogar King stehen, der ihm abermals gratulieren wollte. Die Reaktionen waren anschließend gemischt. Mark Williams kritisierte O’Sullivan öffentlich, Neil Robertson hingegen fand die Aktion einfach genial. Auch er hatte sich zuvor über die Einbehaltung des Preisgelds geärgert. Hearn sagte zu O’Sullivan: Gott sei Dank hast du die Schwarze noch versenkt, sonst hättest du jetzt ein echtes Problem. Der Grund: Der Snookerweltverband hatte gerade die Polizei im Haus, die im Zuge diverser Wettskandale ermittelte.

Ronnie O’Sullivan verschmähte tatsächlich eine 147
All dies zur Vorgeschichte, ohne die die folgende Episode kaum zu verstehen wäre. Im Jahr 2010 hatte Ronnie O’Sullivan noch das schlechte Gewissen gepackt. Er lochte die letzte Kugel, obwohl er keine Lust dazu verspürte. Sechs Jahre später knickte der Brite nicht ein: Er zog seinen Protest durch – mit einem Grinsen im Gesicht.

Bei den Welsh Open 2016 führte er 3:1 gegen den weitgehend unbekannten Barry Pinches, als ihm die Kugeln auf dem Tisch ein Maximum Break ermöglichten – und er sich, ähnlich wie 2010, nach der ausgelobten Prämie erkundigte. 10.000 Pfund, also rund 14.000 Euro, hörte er von einem Offiziellen, was O’Sullivan abermals als zu gering erschien. Er wirkte enttäuscht, fragte auch extra noch einmal in der Box der TV-Kommentatoren nach, die Antwort blieb dieselbe: 10.000 Pfund, aufgestockt auf 12.000 Pfund, da ein Maximum Break ziemlich sicher auch das höchste Break des gesamten Turniers sein würde. Das ist, als wenn du in ein Mercedes- Autohaus gehst und sie dir sagen, dass du das Auto für 3000 Pfund bekommen kannst, sollte O’Sullivan später sagen.

Diesmal ließ er es nicht auf die letzte Schwarze ankommen. Vor der letzten roten Kugel, O’Sullivan hatte gerade den Applaus für das Century erhalten, stellte er ohne Not auf Pink. Leicht hätte er den Spielball auch runter zur Schwarzen, die auf dem Spot lag, laufen lassen können. Doch er wollte nicht. Er fühlte sich und seine Kunst nicht ausreichend gewürdigt. Manche Dinge haben ihren Preis, erklärte O’Sullivan, für mehr Geld hätte ich es gemacht.219 O’Sullivan holte sich die sechs Punkte für Pink, nicht die sieben für Schwarz. Ein Raunen ging durch die Arena, einer rief sogar Buh. O’Sullivan hingegen grinste. Anschließend räumte er den Tisch komplett ab, besiegte Pinches mit 4:1. Er hätte das 14. Maximum Break seiner Karriere spielen können, die Punktetafel zeigte am Ende nur 146 Punkte.

O’Sullivan erhielt die gewünschte Reaktion: Die Kritik kam von ganz oben. Die Chance auf eine 147 derart verstreichen zu lassen sei respektlos, sagte Verbandspräsident Hearn. Kein Verbrechen, aber gewiss eine Schande. Die Spieler hätten die Pflicht, den Fans die beste Unterhaltung zu bieten. Alles andere ist respektlos dem zahlenden Publikum gegenüber. O’Sullivan zeigte sich zumindest ansatzweise reuig: Als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, dachte ich, wie wundervoll es gewesen wäre, wenn ich das perfekte Spiel gemacht hätte und das Preisgeld für einen wohltätigen Zweck gespendet hätte.

Die Zuschauer sahen das nicht so eng, sie applaudierten lauthals, als O’Sullivan noch immer grinsend die Arena verließ. Ein Maximum von The Rocket hatten schon einige Zuschauer vorher live miterlebt. Aber nicht, wie dieser ein solches einfach verschmähte.

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Die unglaubliche Ronnie O‘Sullivan Sportgeschichte – Teil 2

Informationsquelle:
„111 reasons to love snooker“ by Carsten Scheele (Schwarzkopf&Schwarzkopf)
https://schwarzkopf-verlag.info/p/111-gruende-snooker-zu-lieben

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