Fergal Quinn: Der späte Aufbruch eines kompromisslosen Kämpfers
In der Welt des Snooker gibt es leise Geschichten, die nicht auf Schlagzeilen abzielen – sondern auf Substanz. Fergal Quinn ist einer dieser Menschen, deren Weg nicht spektakulär begann, aber nun mit einer inneren Wucht Fahrt aufnimmt. Mit 25 Jahren – in einem Alter, in dem andere vielleicht schon ihre zweite oder dritte Profisaison spielen – hat der Nordire sich nun endlich den langersehnten Platz auf der World Snooker Tour erkämpft.
Aber es war ein Weg voller Umwege, voller Zweifel – und am Ende auch voller Mut.
Ein Rückschlag vor dem Start – und die Lehre daraus
Im Mai stand Quinn bereit. Er hatte monatelang trainiert, fokussiert gelebt, sich von allem Ablenkenden befreit. Sein Ziel war klar: Q School – und der ganz große Durchbruch. Doch das Schicksal hatte andere Pläne: Nur wenige Tage vor dem ersten Event wurde sein Auto aufgebrochen. Die Fensterscheibe zertrümmert, wichtige Gegenstände gestohlen, die Vorbereitung über Nacht zerstört.
„Ich war am Tag danach nur am Telefon. Werkstatt, Versicherung, all diese Dinge. Ich war komplett raus aus dem Tunnel – und verlor mein erstes Match 1:4,“ erzählt er offen. Eine bittere Niederlage, zumal er sich selbst in guter Form wähnte. Aber anstatt sich in Frust zu verlieren, nahm Quinn eine Entscheidung: Beim zweiten Event sollte der Kopf stimmen – komme, was wolle.
Der Kopf als Werkzeug – nicht als Hindernis
Es war nicht nur Training, was ihn weiterbrachte. Es war seine Denkweise. Für das zweite Turnier entwickelte er eine ganz neue mentale Strategie: kalte Duschen, Bücher von Tony Robbins, Podcasts über Resilienz, Routinen, Achtsamkeit – keine Ablenkung mehr, sondern absolute Klarheit. „Ich wollte mich mit den richtigen Gedanken füllen. Ich glaube daran, dass Herausforderungen einen formen. Wenn du mental stark bist, brauchst du keine Ausreden.“
Und tatsächlich: Es wirkte. Fünf Spiele in Folge gewann er, jedes mit 4:1. Darunter Gegner wie Ashley Carty, Sean O’Sullivan und Dean Young – alles Spieler mit Tour-Erfahrung. Quinn wirkte ruhig, strukturiert, beinahe stoisch. „Ich war in jedem Match voll fokussiert. Ich wollte diesen Platz auf der Tour mit aller Macht – und diese Entschlossenheit war stärker als jedes Lampenfieber.“
Endlich Profi – und endlich angekommen
Mit dem Erfolg kam auch ein Neuanfang. Quinn zog nach Sheffield, dem Zentrum des Snookers, wo er nun in der renommierten Victoria Academy trainiert – Seite an Seite mit Größen wie Zhao Xintong. „Hier trainieren etwa 15 Profis. Es herrscht eine Energie, die ansteckend ist. Ich war vorher schon öfter hier – aber jetzt ist es mein Lebensmittelpunkt.“
Sein Debüt auf der Profibühne steht unmittelbar bevor: In der Qualifikation zur Wuhan Open trifft er auf niemand Geringeren als Thepchaiya Un-Nooh – einen Spieler, der für sein rasantes Spieltempo und seine Unberechenbarkeit bekannt ist. Doch Quinn bleibt gelassen: „Ich weiß, dass ich das Zeug dazu habe. Aber es beginnt jetzt erst. Ich muss es mir jeden Tag neu beweisen.“
Ein Kapitel, das sich fast nicht geschrieben hätte
Was heute wie eine Erfolgsgeschichte klingt, hätte vor wenigen Jahren fast geendet, bevor sie begann. „Ich war nicht immer so fokussiert wie heute. In der Saison 2020/21 hatte ich einige Einladungen zu Profiturnieren, aber ich habe sie nicht richtig genutzt.“ Damals lebte er in Darlington, trainierte in der Q House Academy, mit Spielern wie Hossein Vafaei oder Igor Figueiredo. „Das Umfeld war super, aber ich war innerlich noch nicht bereit.“
Erst jetzt – mit Rückschlägen, Umwegen und Reife im Gepäck – fühlt sich Quinn bereit. Nicht nur als Snookerspieler. Sondern als Mensch, der gelernt hat, dass mentale Stärke, Disziplin und Selbstreflexion manchmal wichtiger sind als Talent allein.
Und jetzt? Zwei Jahre, eine Chance – und keine Ausreden
„Ich habe mir diese Chance erarbeitet. Und ich nehme sie ernst – weil ich weiß, wie leicht sie einem durch die Finger gleiten kann.“ Fergal Quinn wirkt wie jemand, der nicht mehr träumt, sondern handelt. Und genau das könnte seine größte Stärke sein.
Denn im Snooker – wie im Leben – entscheidet oft nicht das spektakulärste Talent, sondern derjenige, der durchhält. Der zurückkommt. Und der in Momenten der Unsicherheit die Ruhe bewahrt.
FAQ
Wer ist Fergal Quinn?
Fergal Quinn ist ein 25-jähriger Snookerspieler aus Nordirland, der sich 2024 über die Q School erstmals ein Tour-Ticket für die World Snooker Tour sichern konnte. Nach einem schwierigen Start ins Turnier fand er über mentale Stärke und Disziplin zu seinem Durchbruch.
Wie hat Fergal Quinn sich für die Tour qualifiziert?
Nach einer unglücklichen Niederlage im ersten Q-School-Event kehrte Quinn mit neuer mentaler Ausrichtung zurück und gewann im zweiten Event fünf Matches in Folge – jeweils mit 4:1. Damit sicherte er sich erstmals einen Platz auf der Main Tour.
Welche Rolle spielt mentale Stärke in seiner Karriere?
Eine zentrale. Inspiriert von Tony Robbins entwickelte Quinn eigene Routinen – darunter kalte Duschen, tägliches Lesen und gezielte mentale Vorbereitung. Für ihn ist emotionale Intelligenz der Schlüssel zum sportlichen Erfolg.
Wo lebt und trainiert Fergal Quinn aktuell?
Er lebt seit seinem Profidebüt in Sheffield und trainiert dort in der Victoria Academy – einer der führenden Snookereinrichtungen Großbritanniens. Dort spielt er regelmäßig mit erfahrenen Profis wie Zhao Xintong.
Wann beginnt seine Profikarriere offiziell?
Sein erstes Match als Profi bestreitet Quinn in der Qualifikation zur Wuhan Open – gegen den thailändischen Top-Spieler Thepchaiya Un-Nooh. Es ist sein Debüt auf der internationalen Bühne.
War Quinn immer so fokussiert auf Snooker?
Nein, früher fehlte ihm oft die nötige Disziplin. In der Saison 2020/21 war er zwar Teil einiger Profiturniere, konnte sein Potenzial aber nicht ausschöpfen. Erst in den letzten Jahren entwickelte er die mentale Stärke, die ihn heute auszeichnet.
Informationsquelle: wst . tv
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