Ronnie O´Sullivan vermisst die verdiente Anerkennung


Ronnie O´Sullivan vermisst die verdiente Anerkennung
Wenn in einem Land die Wahlen zum Sportler des Jahres stattfinden, dann finden sich zumeist die Vertreter von Massensportarten an vorderster Stelle. Auch in Deutschland dominieren Stars von Kaliber eines Michael Schuhmacher, doch auch weniger im Rampenlicht stehende Sportler setzen sich hin und wieder durch. Stars sind populär und sorgen für enorme Einschaltquoten und damit auch für hohe Umsätze. Sportler, die in der medialen Aufmerksamkeit nicht immer den ersten Rang einnehmen, haben es da traditionell schwer. Darauf hat auch Ronnie O´Sullivan zuletzt aufmerksam gemacht.

Er forderte mehr Anerkennung für seine sportlichen Leistungen. Nach immerhin sieben Weltmeistertiteln sieht er sich in der öffentlichen Wahrnehmung nicht entsprechend gewürdigt. Wäre er ein Tennisspieler, hätte er den Titel „Sportler des Jahres“ in seiner Heimat England schon siebenmal gewonnen, argumentierte er.

Favorit auf die Titelverteidigung
Sein Sieg bei der Snooker-Weltmeisterschaft 2022 hat Ronnie O´Sullivan nicht nur als Nummer 1 der Weltrangliste zementiert, sondern auch als Top-Favoriten für einen möglichen achten Titel in Position gebracht. Die Experten sehen in ihm einen würdigen Herausforderer von Judd Trump, der gemeinsam mit ihm die Favoritenliste für 2023 anführt. So erhält der Engländer bei den Sportwetten auf Betway eine Quote von 5,50 (Stand 7.11.) auf den Sieg bei der nächsten Snooker-Weltmeisterschaft. Sein Finalgegner von 2022, Judd Trump, erhält derzeit die gleiche Quote, während sich Neil Robertson als aktuelle Nummer 2 der Welt, mit Platz drei in der Rangliste begnügen muss. Die Buchmacher räumen auch noch Mark Selby auf Platz vier gute Chancen ein, John Higgins folgt bereits mit Respektabstand auf Platz fünf.

Populäre Sportarten bevorzugt
Doch trotz seines Status als Weltstar im Snooker, hat Ronnie O´Sullivan bisher noch nie bei der britischen Sportlerwahl gewonnen. In einem Interview kritisierte er, dass er nicht jene Anerkennung erhalte, die er aufgrund seiner Leistungen eigentlich verdienen würde. Golfer oder Tennisspieler würden hier klar bevorzugt.
Blickt man auf die Sieger der letzten Jahre, dann zeigt sich, dass O’Sullivan recht hat. Schließlich gewannen zuletzt eine Tennisspielerin, ein Formel-1-Fahrer, der Tour-de-France-Sieger und ein Leichtathletik-Ass. Snooker spielt in der Wahl, die der Spieler als Beliebtheitswahl bezeichnete, offenbar keine Rolle.

Keine Chance bei der Wahl zum Sportler des Jahres
Das zeigt sich auch bei den Nominierungen. Ronnie O´Sullivan musste erst sechs Weltmeisterschaften gewinnen, bevor er zum ersten Mal nominiert wurde. Das war im Jahr 2020. Doch damals hatte er im Duell gegen Lewis Hamilton keine Chance. Der hatte in dem Jahr gerade seinen siebenten Formel-1-Weltmeistertitel gewonnen, wie T-Online berichtete, und damit den Rekord von Michael Schumacher eingestellt. O´Sullivan schaffte es nicht einmal in die Top 3 der Wahl und sah sich einer großen Enttäuschung gegenüber.

Er hat daher den Glauben an einen Gewinn dieser Trophäe bereits aufgegeben. Im Gespräch sagte er, dass er selbst, wenn er jedes Turnier gewinnen würde, keine Chance hätte, am Ende des Jahres als bester Sportler seines Landes gewählt zu werden. Er würde daher dieser Wahl kaum noch Aufmerksamkeit schenken. Es habe schließlich keinen Sinn, an einem Rennen teilzunehmen, das man nicht gewinnen könne. Er selbst wüsste keine anderen britischen Sportler, der seine Sportart so dominiere, wie er Snooker. Nichtsdestoweniger würde er sich natürlich freuen, wenn er jene Anerkennung erhalten würde, die er seiner Meinung nach verdiene.

Auf dem Weg zum alleinigen Rekordhalter?
Immerhin hat O´Sullivan mit seinem siebenten Titel im Mai 2022 zum Crucible-Rekordhalter Stephen Hendry aufgeschlossen. Nach seinem Erfolg wurde der Weltmeister emotional, schließlich war bei seinem letzten Triumph erstmal sein Vater mit dabei. Dieser hat eine ebenso schillernde Lebensgeschichte wie O´Sullivan selbst. Ihm verdankt der Snooker-Star, dass er Profi geworden ist. Er habe ihm jene Disziplin und Ernsthaftigkeit beigebracht, die notwendig sei, um im Spitzensport erfolgreich zu werden.

Nach seinem Sieg im Finale der Snooker-Weltmeisterschaft gegen Judd Trump, brach der Weltmeister im TV-Studio in Tränen aus. Die Tragweite seines Erfolges wurde ihm zu diesem Zeitpunkt erstmals bewusst. Sollte es ihm gelingen, 2023 seinen Titel erfolgreich zu verteidigen, wäre Ronnie O´Sullivan alleiniger Crucible-Rekordhalter. Dann wird sich zeigen, ob er jene Anerkennung erhält, die er aufgrund seiner außergewöhnlichen Leistung im Snooker verdienen würde.

Fotos von: unsplash . com und instagram . com

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