Der lange Weg des Mateusz Baranowski ins Profi-Snooker
Als kleiner Junge stand Mateusz Baranowski in der Küche seiner Familie, bewaffnet mit einem Wischmopp und einem Tennisball, und träumte. Das Spiel, das ihn so fesselte, hatte er im Fernsehen entdeckt – sein Großvater war begeisterter Snooker-Zuschauer auf Eurosport. Was in dieser Küche spielerisch begann, entwickelte sich im Lauf der Jahre zu einer tiefen Leidenschaft, die ihn durch Höhen und Tiefen führte. Zwei Jahrzehnte später ist der einstige Hobbyspieler endlich am Ziel angekommen: Er wird in der Saison 2025/26 erstmals als Profi auf der World Snooker Tour antreten.
Polen auf dem Vormarsch im internationalen Snooker
Dass er es so weit geschafft hat, ist keine Selbstverständlichkeit. Sein Weg war lang, oft von Zweifeln begleitet – und doch auch geprägt von unbeirrbarer Hingabe. In seiner Heimat Polen gilt er längst als Vorbild für eine neue Generation junger Talente. Gemeinsam mit Antoni Kowalski und dem erst 14-jährigen Wunderkind Michal Szubarczyk gehört er zu einem aufstrebenden Trio, das dem polnischen Snooker internationales Gewicht verleiht. Inzwischen stellt kein Land außerhalb Großbritanniens, Chinas und Thailands mehr Profispieler auf der Tour als Polen.
Spieler, Trainer und Förderer zugleich
Dabei ist Baranowski nicht nur Spieler, sondern auch ein wichtiger Architekt dieses Aufschwungs: Über Jahre hinweg hat er als Trainer der polnischen Juniorennationalmannschaft gearbeitet und mit Geduld, Augenmaß und Leidenschaft Talente aufgebaut. „Unsere Spieler sind Kämpfer“, sagt er überzeugt. „Wir sind vielleicht nicht immer die elegantesten Techniker, aber mental sehr stark. Ich habe viele europäische Spieler gesehen, die gut trainiert sind, aber innerlich blockieren, wenn es darauf ankommt. Wir Polen glauben an uns – vielleicht manchmal ein bisschen zu viel“, sagt er lachend, „aber das hilft. Wir denken taktisch, kämpfen in jedem Frame bis zum Schluss.“
Rückkehr zum Traum: Baranowskis Weg über die Q School
Seinen eigenen Traum hatte Baranowski fast schon aufgegeben. Vor sieben, acht Jahren, so erzählt er, war er nah dran, Profi zu werden. Doch als der Durchbruch ausblieb, konzentrierte er sich auf die Trainertätigkeit. Es brauchte Mut, um es noch einmal zu versuchen. Bei der Q School 2025 nahm er all seine Erfahrung und innere Ruhe mit an den Tisch – und gewann sechs Spiele in Folge, darunter das entscheidende Duell gegen Patrick Whelan mit 4:2. Danach flossen die Tränen.
Mentale Stärke statt Ranglisten-Druck
„Ich war emotional völlig überwältigt“, erinnert er sich. „Ich hatte mich damit abgefunden, dass dieser Traum vielleicht nie Wirklichkeit wird. Doch auf einmal war er da – ganz real.“ Was ihn dabei besonders auszeichnet: Er verspürte kaum Druck. „Ich wusste: Ich habe nichts zu verlieren. Diese Einstellung will ich mir bewahren. Ich will einfach spielen, das Spiel genießen. Ich werde nicht der Spieler sein, der auf die Rangliste starrt oder nervös auf Ergebnisse reagiert. Ich liebe Snooker – und das reicht.“
Der Unterschied zwischen Amateur und Profi
Baranowski glaubt nicht, dass der Abstand zwischen Amateuren und Profis so groß ist, wie oft behauptet wird. „Solange du keine Angst hast, kannst du auf einem ähnlichen Niveau spielen“, meint er. Seine Leistungen in polnischen Turnieren geben ihm recht – dort hat er regelmäßig Century-Breaks gespielt und starkes taktisches Spiel gezeigt. „Natürlich ist es eine Umstellung, plötzlich bei Weltranglistenturnieren zu stehen. Aber ich arbeite mit einem Sportpsychologen, der mir hilft, mental ruhig zu bleiben. Schon in der WM-Quali gegen Amir Sarkhosh, den ich 10:2 besiegt habe, hat man das gesehen.“
Technik, Taktik und Teamgeist
Auch sportlich ist er gut vorbereitet. „Meine Technik ist sicher nicht perfekt“, gibt er zu. „Gerade beim langen Lochspiel habe ich Schwächen. Aber ich habe sehr viel an meiner Sicherheitsarbeit gefeilt und kann es mit jedem Spieler in taktisch geprägten Frames aufnehmen. Mein Breakbuilding ist solide. Ich fühle mich bereit.“
Trainieren wird er künftig gemeinsam mit Kowalski und Szubarczyk in einem Club in Zielona Góra, einem wachsenden Zentrum des polnischen Snookers. „Wir werden uns gegenseitig antreiben“, sagt er. „Antoni hatte eine starke erste Saison – er hat mir viele gute Ratschläge gegeben. Und ich bin sicher: Da kommt noch mehr. Junge Spieler wie Sebastian Milewski oder Krzysztof Czapnik stehen schon in den Startlöchern.“
Wie alles mit einem Bus und einem Billardclub begann
Was wie ein modernes Märchen klingt, begann mit einem Bus, der zufällig an einem Billardclub vorbeifuhr. „Mein Großvater und ich sind ausgestiegen, haben reingeschaut – und dort standen drei Snookertische. Ich war sofort verloren in der Welt der langen Queues und leisen Kugeln.“ Fußball und Tischtennis, die bis dahin seine Welt waren, verloren schlagartig an Bedeutung. Snooker wurde alles.
Ein stiller Beweis für große Träume
Heute weiß Mateusz Baranowski, wie viel Geduld, Frustrationstoleranz und Leidenschaft dieser Sport verlangt. Und vielleicht ist genau das der Grund, warum seine Geschichte so inspirierend ist. Sie ist ein leiser, aber eindringlicher Beweis dafür, dass es sich lohnt, an Kindheitsträumen festzuhalten – auch wenn man dafür viele Jahre lang mit Wischmopp und Tennisball üben muss.
FAQ – Mateusz Baranowski und seinem Einstieg in die Snooker-Profitour
Wer ist Mateusz Baranowski?
Mateusz Baranowski ist ein polnischer Snookerspieler, der in der Saison 2025/26 erstmals als Profi auf der World Snooker Tour antreten wird. Er begann bereits im Kindesalter mit dem Spiel – ursprünglich mit einem Wischmopp und Tennisball auf dem Küchentisch – und entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten Snookerspieler Polens.
Wie hat er sich für die Profitour qualifiziert?
Baranowski sicherte sich seine Teilnahme über die Q School 2025, bei der er sechs Spiele in Folge gewann. Im entscheidenden Match setzte er sich mit 4:2 gegen Patrick Whelan durch und erhielt damit sein erstes offizielles Tour-Ticket.
Welche Rolle spielt er im polnischen Snooker?
Neben seiner eigenen Spielerkarriere war Baranowski mehrere Jahre lang als Nationaltrainer für das polnische Juniorenteam tätig. Er gilt als wichtiger Mentor und Wegbereiter für den aktuellen Aufschwung polnischer Nachwuchsspieler im internationalen Snooker.
Was zeichnet seinen Spielstil aus?
Baranowski beschreibt seine Stärken vor allem im taktischen Spiel und der Sicherheitsarbeit. Auch sein Breakbuilding ist auf hohem Niveau. Weniger stark ist er noch beim langen Lochspiel, woran er intensiv arbeitet – unter anderem mit Unterstützung eines Sportpsychologen.
Wo trainiert er und mit wem?
Er trainiert gemeinsam mit den anderen polnischen Profis Antoni Kowalski und Michal Szubarczyk in einem Snookerclub in Zielona Góra. Das Trio gilt als Hoffnungsträger für die nächste Generation des polnischen Snookers.
Welche weiteren jungen Talente gibt es in Polen?
Baranowski nennt insbesondere Sebastian Milewski und Krzysztof Czapnik als vielversprechende Nachwuchsspieler, die bereits auf nationalem Niveau für Aufsehen sorgen und in den kommenden Jahren den Sprung auf die internationale Bühne schaffen könnten.
Wie lautet seine Einstellung zum Profisport?
Baranowski geht mit großer Freude und innerer Ruhe in seine erste Profisaison. Für ihn steht nicht der Erfolgsdruck im Vordergrund, sondern die Liebe zum Spiel. Er möchte das Erlebnis genießen und sich kontinuierlich weiterentwickeln – mit Leidenschaft und einem offenen Geist.
Informationsquelle: wst . tv