Snooker-Q School: Ursenbacher, Baranowski, Pullen, Brown kehren auf die Tour zurück

Vier Wege zurück ins Rampenlicht: Wie sich Pullen, Ursenbacher, Brown und Baranowski ihre Snooker-Zukunft sicherten

Die Q School – sie ist nicht nur ein Turnier. Sie ist für viele Snookerspieler der Ort, an dem Träume zerbrechen – oder neu geboren werden. Kein Glanz, keine TV-Kameras, keine tosenden Zuschauer. Nur ein Tisch, zwei Spieler und das Wissen: Wer verliert, bleibt draußen. Wer gewinnt, beginnt von vorn.

Beim ersten Event der Q School 2025 in Leicester setzten sich vier Spieler durch, die unterschiedlicher kaum sein könnten – Liam Pullen, Alexander Ursenbacher (CH), Oliver Brown und Mateusz Baranowski (PL). Doch eines eint sie alle: Sie haben sich zurückgekämpft. Gegen den Druck. Gegen Selbstzweifel. Gegen den Gedanken, dass es vielleicht schon zu spät ist.

Liam Pullen – Zwischen Reifeprüfung und Selbstgespräch

Er war der Jüngste im Feld – und zugleich einer der Erfahreneren: Liam Pullen, 19 Jahre alt, hatte sich 2023 erstmals auf die Profi-Tour gespielt. Dort zeigte er in Ansätzen, was in ihm steckt – etwa mit einem Achtelfinaleinzug beim Shoot Out. Doch nach einer durchwachsenen Debütsaison reichte es nicht, um in den Top 64 zu bleiben. Absturz. Und nun: der Neuanfang.

Im Entscheidungsspiel gegen den Deutschen Umut Dikme bewies der Teenager Nervenstärke. Mit Breaks von 73, 82 und 58 Punkten gewann er 4:2. Doch hinter dem Erfolg lag ein innerer Kampf.

„Ich bin einfach nur erleichtert,“ sagte Pullen danach. „Ich wäre lieber in der Rangliste geblieben. Q School fühlt sich wie ein Rückschritt an – aber das ist der Preis.“ Besonders ehrlich: „In der Pause war ich am Boden. Ich musste mit mir selbst reden. Ich weiß, dass ich auf die Tour gehöre – aber das muss man erstmal auf dem Tisch zeigen.“

Alexander Ursenbacher – Der Veteran mit Hunger auf mehr

Alexander Ursenbacher kennt die Q School wie kaum ein anderer – und doch geht sie ihm jedes Mal wieder unter die Haut. Zum vierten Mal schaffte es der Schweizer, sich über diesen knallharten Weg eine Tourkarte zu sichern. Der 29-Jährige, der einst Ronnie O’Sullivan bei den English Open ausschaltete, gewann klar mit 4:1 gegen Ryan Davies.

Doch es ist nicht mehr wie früher. Ursenbacher wirkt reifer, reflektierter – und auch kritischer mit sich selbst. „Ich weiß nicht, wie ich das immer wieder schaffe. Aber ich will mehr. Ich werde älter. Ich sehe die Jungen wie Xintong Titel gewinnen. Und ich frage mich: Will ich das wirklich nochmal verpassen?“

Er spricht über Disziplin – oder das Fehlen davon. „Früher habe ich viel geredet und wenig gemacht. Das reicht nicht. Jetzt will ich nicht nur zurück – ich will etwas draus machen.“

Oliver Brown – Die Kraft der Familie

Auch Oliver Brown (UK) hatte den Tourplatz einst sicher – und verloren. Nach seinem EM-Triumph 2021 gelang ihm wenig auf der Profi-Ebene. Zehn Siege in zwei Jahren waren zu wenig. Er stieg ab – und war sich lange nicht sicher, ob er es nochmal versuchen sollte.

In Leicester war er plötzlich wieder da. Mit einem 4:1-Sieg gegen Craig Steadman holte er sich seine Rückkehr – und zeigte Emotionen. „Ich bin überglücklich. Ich hätte das vorher nicht erwartet. Aber ich habe nicht aufgegeben.“

Besonders bewegend war sein Dank: „Ich habe die Kugeln gelocht – aber meine Familie hat mir das Gefühl gegeben, dass es nicht ums Gewinnen geht. Das hat mir den Druck genommen.“ Worte, die zeigen: Manchmal ist die Unterstützung im Hintergrund genauso entscheidend wie das Spiel selbst.

Mateusz Baranowski – Wenn der Trainer selbst zum Schüler wird

Die größte Geschichte schrieb wohl der Pole Mateusz Baranowski. Viele hatten ihn längst eher als Trainer gesehen denn als aktiven Spieler. Als Mentor der polnischen Junioren – unter ihnen das Supertalent Michal Szubarczyk – hatte er anderen geholfen, ihren Weg zu finden. Nun fand er seinen eigenen zurück.

Nach einem nervenzerrenden 4:2 gegen Patrick Whelan war es geschafft. Der letzte Frame dauerte 53 Minuten – und war ein Spiegelbild seines Weges: zäh, hart, aber am Ende von Erfolg gekrönt.

„Ich habe nie gedacht, dass ich es wirklich schaffen kann,“ sagte er. „Früher habe ich oft in Turnieren nicht mein Spiel gespielt. Ich habe mich aufgegeben. Aber jetzt trainiere ich andere – und weiß, dass sie auf mich schauen. Ich will ihnen zeigen, dass man kämpfen muss. Also habe ich es getan.“

Vier Tourkarten, vier Comebacks – und noch mehr in Sicht

Das erste Q School-Turnier in Leicester hat vier Spielern neue Hoffnung gegeben – und dem Snookersport vier spannende Geschichten geschenkt. Sie alle haben auf ihre Weise verloren, gezweifelt, sich wiedergefunden. Jetzt beginnt für sie ein neues Kapitel.

Und es ist noch nicht vorbei: Beim zweiten Q School-Event, das noch bis zum 1. Juni läuft, stehen weitere vier Tourkarten auf dem Spiel. Auch dort werden Träume enden – oder wahr werden.

FAQ – Was man zur Q School 2025 und den Qualifikanten wissen sollte

Was ist die Q School überhaupt?
Die Q School ist eine Turnierserie, bei der sich Snookerspieler ohne aktuellen Profistatus eine Tourkarte für zwei Jahre erspielen können. Sie gilt als härtester Weg zurück auf die World Snooker Tour.

Wer hat sich beim ersten Event 2025 durchgesetzt?
→ Liam Pullen (England), Alexander Ursenbacher (Schweiz), Oliver Brown (England) und Mateusz Baranowski (Polen)

Wie viele Tourkarten gibt es insgesamt?
→ In jedem der zwei Events werden vier Tourkarten vergeben – insgesamt also acht.

Warum ist die Q School so hart?
→ Jeder spielt unter maximalem Druck. Nur wer gewinnt, bekommt eine neue Profichance. Für viele steht die ganze Karriere auf dem Spiel.

Wann endet das zweite Event?
→ Am Sonntag, den 1. Juni 2025.

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Informationsquelle: wst . tv

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