Chris Wakelin: Zwischen Tränen und Triumph
Manchmal sind es nicht nur Titel und Trophäen, die einen Spieler unvergessen machen – manchmal reicht ein einziger Ball. Für Chris Wakelin war es ein mutiger Stoß auf Gelb, der einen der größten Namen des Sports zu Tränen rührte. Doch der Reihe nach.
Chris Wakelin erlebte bei der diesjährigen Snooker-Weltmeisterschaft im Crucible Theatre nicht nur sportlich seinen Durchbruch – es war auch ein persönlicher Meilenstein. Zum ersten Mal überhaupt konnte der 32-Jährige ein Match auf dieser legendären Bühne gewinnen. Und wie! Er schlug keinen Geringeren als den früheren Weltmeister Neil Robertson in einem nervenaufreibenden Erstrundenmatch.
Ein Sieg gegen die Vergangenheit
Robertson kam nach einem deutlichen Rückstand von 2:7 noch einmal zurück und glich zum 7:7 aus – für viele Spieler wäre das der Wendepunkt in ein tragisches Ende gewesen. Doch nicht für Wakelin. „Vor fünf Jahren hätte ich dieses Match wahrscheinlich verloren“, gibt er offen zu. „Damals wäre meine Nervosität zu groß gewesen, mein Selbstvertrauen zu schwach.“ Heute ist das anders. Mit Ruhe, Konzentration und innerer Überzeugung spielte er sich ins Ziel – und bewies, wie weit er inzwischen gekommen ist.
„Ich wusste, dass ich auf diesem Niveau mithalten kann, wenn ich mein Spiel abrufe. Diese Überzeugung war neu – und sie hat mich getragen“, erzählt er.
Ein Schuss, der unter die Haut ging
Sein Achtelfinalmatch gegen die Nummer eins der Welt, Mark Allen, wurde nicht nur wegen des klaren 13:6-Sieges in Erinnerung bleiben – sondern wegen eines einzigen Stoßes. Wakelin wagte in einer kritischen Situation einen schwierigen Ball auf Gelb, der mit höchster Präzision und Mut gespielt war. So mutig, dass er den sonst so gefassten Steve Davis zu Tränen rührte.
Davis, sechsmaliger Weltmeister und BBC-Kommentator, wurde live im Studio von Moderatorin Hazel Irvine gefragt, ob ihn die Szene bewegt habe. Seine Antwort: „Ich habe tatsächlich geweint. Man kennt den Druck solcher Situationen – und dann sieht man, wie jemand so viel Mut zeigt. Das ist einfach beeindruckend.“
Für Wakelin war das mehr als nur ein Lob. „Steve Davis ist eine Legende. Noch vor ein paar Jahren hätte ich mich nicht mal getraut, mit ihm im selben Raum zu sein. Dass er heute meine Matches kommentiert – und dann so etwas sagt – das berührt mich tief.“
Ein Maximum – und doch kein Wendepunkt
Auch Allen selbst sorgte für einen magischen Moment: In einem der Frames spielte er eine perfekte 147 – das Maximum. Doch obwohl das Publikum jubelte und der Moment in die Turniergeschichte einging, blieb Wakelin gelassen.
„Ich saß im Stuhl und wollte, dass er es schafft. So etwas sieht man nicht oft im Crucible. Es war ein besonderer Moment – für ihn, für mich, für das Publikum. Aber am Ende war es nur ein Frame“, sagt Wakelin nüchtern. „Er wusste, dass er noch acht weitere solcher Frames gebraucht hätte, um mich zu schlagen.“
Das Viertelfinale – und die Grenzen des Körpers
Im Viertelfinale war dann Schluss. Zhao Xintong – späterer Weltmeister – setzte sich mit 13:5 durch. Eine klare Angelegenheit. Und doch bleibt Wakelin überzeugt: „Ich war der einzige Gegner, gegen den Xintong verwundbar wirkte. Aber ich war einfach leer. Mental ausgebrannt.“
Er beschreibt das Turnier als eine „psychische Herausforderung, wie ich sie noch nie erlebt habe“. Die vielen langen Matches, das ständige mentale Kämpfen, die hohe Konzentration – all das habe ihn ausgelaugt.
„Deshalb werde ich mich in der kommenden Saison anders vorbereiten. Nicht wie ein Ironman wie Luca Brecel – aber definitiv mit einem besseren körperlichen Trainingsplan. Es geht nicht nur um Technik. Es geht darum, unter Druck klar zu bleiben, gute Entscheidungen zu treffen, auch wenn die Nerven flattern.“
Mehr als nur ein Spiel
Snooker, so Wakelin, sei weit mehr als ein Spiel. „Es ist Unterhaltung – aber es ist auch unser Lebensunterhalt. Wir tragen Verantwortung – für uns selbst, unsere Familien. Deshalb bewundere ich jeden, der dieses Turnier je gewonnen hat. Es ist ohne Frage das härteste im Kalender.“
Er habe aus der Niederlage gegen Zhao gelernt, sagt er. Und das nicht mit Bitterkeit, sondern mit Entschlossenheit. „Ich will nächstes Jahr unter die Top 16. Denn auch wenn Zhao aus der Qualifikation kam und gewonnen hat – frisch bist du dann nicht mehr. Das war außergewöhnlich, was er geleistet hat.“
Der Blick nach vorn
Seine Ziele für die kommende Saison klingen schlicht – und doch tiefgründig. „Ich will vorbereitet sein. Egal, wer mir gegenübersteht. Ich will wissen, dass ich alles getan habe, um bereit zu sein.“
Denn am Ende ist es genau das, was den Unterschied macht – zwischen einem verlorenen Match und einem Moment, der Legenden zu Tränen rührt.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zu Chris Wakelins WM-Lauf 2024
Wer ist Chris Wakelin?
Chris Wakelin ist ein professioneller Snookerspieler aus Rugby, England. Bei der Snooker-Weltmeisterschaft 2024 im Crucible Theatre gelang ihm mit dem Erreichen des Viertelfinales der bisher größte Erfolg seiner Karriere.
Wie hat sich Wakelin bei der WM 2024 geschlagen?
Er besiegte in der ersten Runde den früheren Weltmeister Neil Robertson, danach die Nummer eins der Weltrangliste, Mark Allen. Erst im Viertelfinale wurde er vom späteren Weltmeister Zhao Xintong gestoppt.
Warum wurde Steve Davis emotional wegen eines Stoßes von Wakelin?
In seinem Match gegen Mark Allen spielte Wakelin eine extrem riskante Gelbe – ein Stoß, der so mutig war, dass Steve Davis, sechsmaliger Weltmeister, live im BBC-Studio zu Tränen gerührt war.
Hat Mark Allens 147er-Break das Spiel beeinflusst?
Nein. Obwohl Allen ein perfektes Break von 147 Punkten gelang, änderte das nichts am Spielverlauf. Wakelin behielt die Kontrolle und gewann das Match deutlich mit 13:6.
Warum verlor Wakelin gegen Zhao Xintong?
Wakelin gab offen zu, dass er im Viertelfinale mental erschöpft war. Die psychische Belastung eines so langen Turniers hatte ihn ausgelaugt – etwas, das er so vorher noch nie erlebt hatte.
Was plant Wakelin für die Zukunft?
Er will körperlich fitter werden und sich gezielter vorbereiten, um künftig längere Matches besser durchzustehen. Sein Ziel ist es, in der kommenden Saison unter die Top 16 der Weltrangliste zu kommen.
Welche Bedeutung hat dieser WM-Lauf für ihn persönlich?
Neben sportlichen Erfolgen bedeutete ihm vor allem die Anerkennung durch Ikonen wie Steve Davis sehr viel. Für Wakelin war das Turnier ein emotionaler und persönlicher Durchbruch.
Informationsquelle: wst . tv