Ronnie O’Sullivan jagt Geschichte: Halbfinale im Crucible erreicht
Mit einem 13:9-Sieg über den aufstrebenden Chinesen Si Jiahui hat Ronnie O’Sullivan einen weiteren Schritt in Richtung sportlicher Unsterblichkeit gemacht. Der „Rocket“ steht erneut im Halbfinale der Snooker-Weltmeisterschaft im legendären Crucible Theatre – und das zum sagenhaften 14. Mal. Kein anderer Spieler hat dieses Kunststück je so oft vollbracht. Und doch, so betont der siebenfache Weltmeister, sei seine Reise in diesem Turnier weniger von Glanz als von purem Kampf geprägt.
Ronnie O’Sullivan, der in Sheffield seinen achten Titel holen könnte – eine Leistung, die ihn endgültig vor Stephen Hendry an die Spitze der Snookergeschichte setzen würde –, zeigte sich im Anschluss an den Viertelfinalsieg selbstkritisch: „Ich habe mich durchgewurschtelt. Ich versuche mein Bestes, aber ehrlich gesagt: Ich spiele im Moment nicht gut. Ich hänge da irgendwie nur drin und versuche durchzukommen.“
Der Sieg gegen Si Jiahui: Erfahrung triumphiert über Talent
Si Jiahui präsentierte sich mutig und streckenweise hochklassig. Vor allem im letzten Drittel des Matches wurde deutlich, wie viel Potenzial in dem jungen Chinesen steckt. Beim Stand von 10:6 für O’Sullivan holte sich Si die ersten beiden Frames der Abendsession, verkürzte auf 10:8 und brachte frischen Wind in das Spiel.
Doch dann zeigte sich, was einen erfahrenen Champion ausmacht. In Frame 19 nutzte O’Sullivan einen Positionsfehler seines Gegners und konterte mit einem kühlen 82er-Break. Si kam zwar nochmal auf 11:9 heran, vergab im folgenden Frame jedoch die Vorentscheidung mit einem Fehlschuss auf eine Rote bei 54 Punkten Führung. O’Sullivan nutzte die Chance eiskalt: Eine spektakuläre Rote entlang der Bande und ein 36-Punkte-Clearance brachten ihm das 12:9.
Im darauffolgenden Frame war es ein verfehlter brauner Ball, der Si den Rest gab – O’Sullivan machte mit einer souveränen 74 den Sack zu. Er hatte dem Druck standgehalten – nicht mit Brillanz, sondern mit Nervenstärke.
Ein legendärer Spieler – im inneren Zwiespalt
Ronnie O’Sullivan, die wohl schillerndste Figur des Snookersports, spricht offen über seine innere Zerrissenheit. „Ich spiele schlecht, mein Queue fühlt sich schrecklich an, und ich selbst fühle mich einfach nicht im Rhythmus. Es ist die schlimmste Kombination für einen Snookerspieler“, sagte er fast resigniert.
Er habe am Turniertag noch versucht, Reparaturen am Queue vornehmen zu lassen, erwäge aber nun, Ferrule und Spitze komplett auszutauschen. Für einen Spieler, der so sehr auf Gefühl und Präzision angewiesen ist, ein massiver Einschnitt.
Seit vier Jahren hadert O’Sullivan mit seiner Form, gesteht, dass ihm der Spaß am Spiel zwischenzeitlich verloren gegangen sei. Die Pause, die er sich nahm, sei notwendig gewesen. Nun versucht er, sich durchzubeißen – nicht als Superstar, sondern als Kämpfer.
Ein Halbfinale mit Spannungspotenzial
Im Halbfinale wartet nun Zhao Xintong – ein Spieler, den O’Sullivan mit großem Respekt beschreibt: „Zhao ist ein brillanter Spieler, ein unglaubliches Talent. Aber Talent allein gewinnt dir hier nichts. Du brauchst mentale Härte, Standfestigkeit und die Fähigkeit, in Drucksituationen ruhig zu bleiben.“
Zhao steht zum ersten Mal im Crucible-Halbfinale – ein Meilenstein, der auch psychisch belastet. Es wird ein Duell zwischen einem Mann, der alles gesehen hat, und einem, der noch vieles beweisen will. Gespielt werden bis zu 33 Frames, verteilt über drei Tage. Der erste Stoß fällt am Donnerstag um 13 Uhr – und mit ihm beginnt für O’Sullivan der vielleicht wichtigste Abschnitt seiner Karriere.
O’Sullivan im Zahlenrausch: Ein Leben in Rekorden
Mit diesem Einzug in die Vorschlussrunde bestreitet Ronnie O’Sullivan sein 94. Halbfinale bei einem Weltranglistenturnier – ebenfalls ein Rekord. Gleichzeitig jagt er seinen 42. Titel auf der Main Tour, den ersten seit dem World Grand Prix vor über einem Jahr.
Doch für ihn zählt in Sheffield nur eines: der Titel. Nur ein weiterer Triumph, und er würde alleiniger Rekordweltmeister sein. Ein Ziel, das so nah ist – und gleichzeitig so fern scheint, wenn man Ronnie O’Sullivans Zweifel hört.
Die Snookerwelt hält den Atem an
Was wir im Crucible erleben, ist nicht einfach nur Sport. Es ist ein Drama. Es ist ein Krimi. Und es ist vielleicht das letzte große Kapitel einer Legende, die nie aufgehört hat, uns zu faszinieren.
FAQ
Wie hat Ronnie O’Sullivan das Viertelfinale gewonnen?
Er besiegte Si Jiahui mit 13:9, nachdem dieser gegen Ende des Spiels nochmal gefährlich nah herankam.
Wer ist O’Sullivans Gegner im Halbfinale?
Der Chinese Zhao Xintong, der erstmals in seiner Karriere ein Crucible-Halbfinale erreicht hat.
Was sagt O’Sullivan über seine eigene Form?
Er zeigt sich selbstkritisch, spricht von schlechter Leistung und technischen Problemen mit seinem Queue, fühlt sich insgesamt „nicht im Spiel“.
Was macht diesen WM-Titel so besonders für ihn?
Ein achter Titel würde ihn vor Stephen Hendry zum alleinigen Rekordweltmeister machen – ein historischer Moment.
Wann findet das Halbfinale statt?
Das Halbfinale gegen Zhao beginnt am Donnerstag um 13 Uhr und geht über maximal 33 Frames.
Wer führt die Snooker Welt-Rangliste?
Hier ist das Live-Update von der Snooker Welt-Rangliste
Informationsquelle: wst . tv