Von Yushan bis Sheffield: Zak Surety auf dem Weg zur Snooker-Spitze

Zak Surety: Der stille Kämpfer, der das Crucible betrat

Es gibt diese Spieler, die auf leisen Sohlen in die großen Hallen treten – ohne Glanz, ohne Hype, aber mit einem Herzen voller Hoffnung. Zak Surety ist einer von ihnen. Kein lautstarker Star, keine Rampenlicht-Figur. Doch in dieser Snookersaison 2024/25 hat der 33-jährige Engländer aus Essex gezeigt, dass sich Ausdauer, Leidenschaft und stille Beharrlichkeit am Ende doch auszahlen können.

Was für viele wie eine Erfolgsgeschichte aussieht, fühlt sich für ihn selbst bis heute wie ein einziges, ungefiltertes Abenteuer an – mit schmerzhaften Momenten, kleinen Triumphen, und einem unerwarteten Platz auf der großen Bühne.

Ein Finaltraum zum Greifen nah – und doch zerronnen

Beim World Open im März gelang ihm der bislang größte Erfolg seiner Karriere: das Halbfinale. Und dort stand er, gegen keinen Geringeren als John Higgins – die schottische Legende, vierfacher Weltmeister, einer der letzten ganz Großen.

Surety führte 5:3. Nur noch ein Frame. Die Kameras liefen heiß, Fotografen drängten sich an den Tisch, das Gefühl von „Jetzt oder nie“ lag in der Luft. Und dann… versagten ihm die Nerven.

„Ich hatte das Spiel eigentlich in der Hand,“ sagt er rückblickend. „Aber plötzlich wurde mir alles zu bewusst. Ich fing an zu denken, zu zweifeln – und Higgins kam zurück.“ Am Ende stand es 6:5 für den Routinier. Für Surety blieb ein stechender Schmerz – und das bittere Gefühl, die vielleicht größte Chance seines Lebens vertan zu haben.

Das Crucible – ein Debüt, das alles veränderte

Doch noch war seine Saison nicht vorbei. Im Qualifikationsturnier für die Snooker-Weltmeisterschaft schaffte er das nächste Wunder: Siege über Jack Lisowski und Ricky Walden ebneten ihm erstmals den Weg ins Crucible Theatre – den heiligen Ort des Snookersports, in dem Karrieren gemacht – oder zerbrochen – werden.

Seine Eindrücke? Überwältigend. „Ich habe versucht, mir nichts anmerken zu lassen,“ erzählt er. „Aber innerlich war ich ein Wrack.“ Noch vor seinem ersten Match schlich er sich durchs obere Stockwerk der Arena, schaute Neil Robertson beim Spielen zu – und saß für einen Moment ganz allein im Saal, um zu begreifen, was ihm bevorstand.

Und doch gelang ihm etwas Unglaubliches: Vier Centuries in einem WM-Debüt – ein neuer Rekord. Gegen Ding Junhui spielte er phasenweise das beste Snooker seines Lebens – verlor aber am Ende 7:10.

„Ich habe mich zu sehr vom Moment mitreißen lassen,“ gibt er offen zu. „Ich genoss die Unterstützung der Zuschauer, vergaß aber, dass da drüben ein Weltklassespieler steht.“ Der Respekt vor der Bühne, vor dem Gegner, vor dem eigenen Gefühl – all das brach über ihn herein.

Angst als ständiger Begleiter – und trotzdem geht er weiter

Was Zak Surety so besonders macht: Er spricht offen über seine Unsicherheiten. Während andere sich in Selbstvertrauen kleiden, gibt er zu, dass ihn das Spiel emotional oft überfordert.

„Ich bin nervös. Ich schaue mir meine Matches nicht an. Ich kann mich selbst nicht auf dem Bildschirm ertragen.“ Hinter dem stillen Lächeln verbirgt sich ein permanenter innerer Dialog – aus Mut, Zweifeln, Überforderung.

Und doch geht er immer wieder raus. Spielt. Gewinnt. Verliert. Steht wieder auf.

„In den schwierigsten Momenten hilft mir nur eines: einfach machen. Trainieren, auftauchen, spielen. Ich habe noch keinen Weg gefunden, die Angst loszuwerden – aber ich lasse mich nicht von ihr stoppen.“

Zwischen Schläger und Soundtrack – ein Sommer mit Ausblick

Im Sommer gönnte er sich ein paar Tage Auszeit. Eine Reise nach Mallorca mit seiner Freundin, ein paar Konzerte – Sabrina Carpenter, Pitbull, Justin Timberlake. Nicht gerade das, was man von einem Snookerspieler erwartet.

„Ich bin eigentlich nicht der Typ für große Menschenmengen oder Events,“ sagt er. „Aber es war schön, mal etwas anderes zu machen. Und ja – ich liebe Sabrina Carpenter. Ich tu nicht mal so, als wäre es nur wegen meiner Freundin.“

Doch der Snookertisch lässt ihn nie ganz los. Auch in der Pause schlägt er fast täglich ein paar Bälle. Nicht weil er muss – sondern weil es seine Konstante ist. Sein Rückzugsort. Sein Raum, in dem alles einfacher ist.

Der Blick nach vorn – ohne große Worte, aber mit viel Hoffnung

Was kommt als Nächstes? Surety bleibt vorsichtig. Keine kühnen Ziele, keine großen Prognosen. Nur der Wunsch, weiterzumachen. Sich weiter zu verbessern. Wieder in die Nähe eines Finales zu kommen – und es diesmal zu gewinnen.

„Ich will einfach sehen, wie weit ich komme. Möglichst viele Centuries. Möglichst viele gute Matches. Wenn ich es ein paar Runden weiter schaffe als letztes Jahr – umso besser.“

Er weiß: Der Weg ist lang, steinig und voller innerer Kämpfe. Aber er hat bewiesen, dass man auch als Außenseiter in diesem Spiel Großes erleben kann. Vielleicht nicht immer siegt – aber trotzdem gewinnt.

FAQ – Zak Surety im Porträt

Wer ist Zak Surety?
Ein englischer Snookerspieler aus Essex, Jahrgang 1991. Er spielte sich 2025 mit dem Halbfinaleinzug beim World Open und einem Crucible-Debüt mit Rekordleistung ins Rampenlicht.

Was macht ihn besonders?
Seine Offenheit. Surety spricht ehrlich über Nervosität, mentale Herausforderungen und Selbstzweifel – und zeigt gleichzeitig außergewöhnliche Leistungen.

Wie verlief seine Weltmeisterschaft?
Er qualifizierte sich über zwei starke Matches, stellte mit vier Centuries einen Debüt-Rekord auf und verlor in einem dramatischen Spiel gegen Ding Junhui mit 7:10.

Was sind seine Pläne für die kommende Saison?
Keine großen Töne – aber viel Arbeit. Er will mehr Frames, mehr Centuries, mehr Konstanz. Und wenn möglich: weitere tiefe Runs in Turnieren.

Wie verbringt er seine Freizeit?
Mit Snooker – und ab und zu mit Popmusik. In der Sommerpause gönnte er sich Konzerte und Zeit mit seiner Freundin, bleibt aber dem Training treu.

Informationsquelle: wst . tv

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