Zhao Hanyang: Vom Werkstattisch zur Profi-Tour – Chinas Snooker-Hoffnung startet durch

Mit Mut, Demut und einem Queue in der Hand: Die stille Reise des Zhao Hanyang

Auf der World Snooker Tour reicht Talent allein schon lange nicht mehr. Wer sich hier behaupten will, braucht mehr als nur ein gutes Auge und eine ruhige Hand – er braucht Hingabe, Geduld und eine innere Kraft, die nicht viele mitbringen. Zhao Hanyang, 25 Jahre jung, steht ganz am Anfang seiner Profikarriere. Und doch ist sein Weg schon jetzt einer, der nicht nur von sportlicher Leistung, sondern auch von Mut, Familie und Entbehrung erzählt.

Sein erstes Profimatch hat er vergangene Woche souverän gewonnen – 5:1 gegen Sanderson Lam, wodurch er sich direkt für das prestigeträchtige Wuhan Open qualifizieren konnte. Für einen Debütanten ein Achtungserfolg. Doch dieses eine Match ist nur die Spitze eines Eisbergs, der sich über Jahre hinweg unter der Oberfläche geformt hat.

Ein Junge, ein Queue – und ein Traum, der leise beginnt

Die Anfänge von Zhao liegen fernab der klassischen Snookerzentren, irgendwo im Nordwesten Chinas, in der Nähe der historischen Stadt Xi’an. Dort betrieb seine Familie eine gut laufende Autowerkstatt – ein einfaches, bodenständiges Leben. Der Vater, ein Mann mit Schraubenschlüssel in der Hand und dem Herzen eines Träumers, war fasziniert vom kometenhaften Aufstieg Ding Junhuis, Chinas erstem Snooker-Star.

Er ließ sich von dieser Faszination anstecken – so sehr, dass er im Obergeschoss der Werkstatt einen kleinen Snookertisch aufstellen ließ. Kein großes Training, kein Ziel – einfach ein Ort, an dem man abends spielte, lachte, abschalten konnte. Doch als sein damals achtjähriger Sohn das Queue zum ersten Mal in die Hand nahm, war da etwas. Ein Gefühl. Eine Natürlichkeit, die auffiel.

Ein Freund der Familie, selbst Snookerkenner, erkannte das rohe Talent und stellte den Kontakt zu einem der renommiertesten Trainer Chinas her: Wu Wenzhong – der Mann, der schon Ding Junhui und Zhou Yuelong auf die internationale Bühne begleitet hatte.

Wenn man für einen Traum alles aufgibt

Viele reden von Unterstützung, doch die Familie Zhao lebte sie radikal. Sie gab ihre Werkstatt auf, ihren Ort, ihre Existenz – und zog über 1.600 Kilometer nach Süden, in die Provinz Guangdong, nur um ihrem Sohn die Möglichkeit zu geben, sein Talent zu entwickeln. Kein Plan B, kein Sicherheitsnetz. Nur der Glaube an ihn.

„Erst dort habe ich wirklich angefangen zu trainieren“, erinnert sich Zhao heute. „Ich war jeden Tag mit Spielern wie Zhou Yuelong oder Zhao Xintong am Tisch. Die Atmosphäre war motivierend, der Trainer unglaublich genau – er hat für jeden von uns individuelle Trainingspläne erstellt. Das hat mir sehr geholfen.“

Doch der Sprung auf die Profibühne ließ auf sich warten. Andere zogen vorbei, wurden früh berühmt. Zhao blieb im Hintergrund – trainierte, arbeitete, wartete. Kein lauter Typ, keiner, der Interviews suchte. Einer, der einfach spielte.

Der Durchbruch kommt spät – aber mit Wucht

Es war schließlich die Asia-Oceania Q School, bei der Zhao sein Ticket für die Tour löste. Sechs Siege in Folge, ein souveränes 4:1 im letzten Match gegen Narongdat Takantong. „Nach dem chinesischen Neujahrsfest habe ich alles auf eine Karte gesetzt. Ich habe mich voll fokussiert und mir gesagt: Wenn nicht jetzt, wann dann?“, sagt Zhao. „Als ich das letzte Match gewonnen habe, konnte ich meine Emotionen kaum kontrollieren. Ich wusste, was das für meine Familie bedeutet.“

Sein Debüt auf der Profi-Tour begann nicht nur mit sportlichem Erfolg, sondern auch mit einer neuen Lebensrealität: Der Umzug nach England – weit weg von Heimat, Sprache, Gewohnheiten. „Das erste Ziel ist es, mich anzupassen – an das Leben, an die Trainingsbedingungen. Die Spieler hier sind unglaublich stark. Ich sehe das als Chance, von ihnen zu lernen.“

Getragen von Freundschaft, inspiriert von Heimat

Zhao ist nicht allein. Zhou Yuelong, mit dem er früher trainierte, nahm ihn in den ersten Wochen bei sich auf. Auch Long Zehuang half ihm, Struktur in den neuen Alltag zu bringen. „Wenn dein Leben außerhalb des Tisches stabil ist, kannst du dich besser auf dein Spiel konzentrieren“, sagt Zhao – ein Satz, der viel über seinen Charakter verrät.

Besonders motivierend sei der Blick in die Heimat: Spieler wie Zhao Xintong oder die aufstrebende Bai Yulu, ebenfalls aus der Region Shaanxi, haben es vorgemacht. „Was mich beeindruckt, ist nicht nur ihr Talent, sondern ihre Haltung. Sie sind weit weg von zu Hause, trainieren diszipliniert, jeden Tag. Sie nehmen ihren Traum ernst. Das steckt an.“

Wuhan wartet – und vielleicht noch viel mehr

Mit seinem Sieg gegen Lam hat sich Zhao nicht nur für Wuhan qualifiziert – er hat auch ein erstes Zeichen gesetzt. „Ich habe mich im Match auf mein Spiel konzentriert, bin ruhig geblieben. Man kann nicht alles kontrollieren, aber in den Schlüsselmomenten will ich mutig sein und meine Chancen nutzen.“

Zhao Hanyang ist kein Spieler, der große Töne spuckt. Er ist einer von denen, die leise kommen, aber bleiben. Seine Geschichte ist noch jung – aber sie klingt nach jemandem, der mehr will als nur mitspielen.

FAQ – Zhao Hanyang

Wer ist Zhao Hanyang?

Zhao Hanyang ist ein chinesischer Snookerspieler, der sich 2024 erstmals für die World Snooker Tour qualifiziert hat. Geboren in der Provinz Shaanxi, begann er im Alter von acht Jahren mit dem Snookerspielen – zunächst auf einem kleinen Tisch über der Autowerkstatt seines Vaters. Heute gehört er zu den vielversprechenden Neulingen auf der Profibühne.

Wie hat Zhao Hanyang den Sprung zum Profi geschafft?

Zhao qualifizierte sich über die Asia-Oceania Q School 2024 für die Profi-Tour. Er gewann sechs Spiele in Folge, darunter das entscheidende Finale mit 4:1 gegen Narongdat Takantong, und sicherte sich damit eine zweijährige Tourkarte.

Was macht Zhao Hanyangs Weg so besonders?

Seine Familie gab alles für seinen Traum auf: Sie schloss ihre Werkstatt, verließ die Heimatstadt Xi’an und zog über 1.600 Kilometer in den Süden, damit Zhao unter Startrainer Wu Wenzhong trainieren konnte. Dieser hatte bereits Größen wie Ding Junhui ausgebildet. Zhao setzte alles auf seine Entwicklung – mit Geduld, Ausdauer und ohne öffentliche Aufmerksamkeit.

Wie verlief Zhaos erstes Profimatch?

Sein Debüt auf der Profi-Tour war ein voller Erfolg: Mit einem souveränen 5:1-Sieg gegen Sanderson Lam qualifizierte er sich direkt für das Wuhan Open – ein vielversprechender Auftakt, der ihm Aufmerksamkeit und Respekt einbrachte.

Wie hat sich Zhao in Großbritannien eingelebt?

Zhao lebt inzwischen in England und trainiert dort mit anderen chinesischen Spielern. Unterstützung bekam er unter anderem von Zhou Yuelong und Long Zehuang, die ihm halfen, sich an den neuen Alltag und das Training in einer fremden Kultur zu gewöhnen.

Welche Ziele hat Zhao Hanyang für die Zukunft?

Zhao möchte sich zunächst auf der Profi-Tour etablieren, Erfahrungen sammeln und sich technisch sowie mental weiterentwickeln. Besonders inspiriert wird er durch andere Spieler aus seiner Heimatregion wie Zhao Xintong oder Bai Yulu, deren Disziplin und Zielstrebigkeit er bewundert.

Informationsquelle: wst . tv

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