Zhao Xintong schreibt Snookergeschichte: WM-Titel 2025

Zhao Xintong triumphiert im Crucible: Der erste chinesische Snooker-Weltmeister

Es war ein Abend, den man so schnell nicht vergessen wird – ein Moment, der den Verlauf des Snookersports für immer verändern könnte.
Zhao Xintong, 28 Jahre jung, erhebt sich unter tosendem Applaus aus dem Crucible Theatre, hüllt sich in die chinesische Flagge, hebt die Trophäe und lässt die Tränen fließen.

Mit einem souveränen 18:12 gegen den walisischen Altmeister Mark Williams ist er der erste Chinese, der die Snooker-Weltmeisterschaft in Sheffield gewinnt.

Und nicht nur das – er ist auch der erste Asiate, dem dieses Kunststück gelingt.

Für Zhao, für China, für den Sport war es ein „seismischer Moment“, wie Mark Williams es später beschreiben sollte. Ein Durchbruch, der die Tore öffnet – für Millionen junger Talente und für eine Zukunft, in der Snooker nicht mehr von westlichen Namen allein dominiert wird.

Ein Finalauftakt wie aus einem Guss

Das Endspiel selbst verlief fast symbolisch für Zhaos Weg.
Schon in der ersten Session spielte er wie entfesselt: 7:1 gegen einen dreifachen Weltmeister – das war nicht nur eine Ansage, das war ein Statement.
Mit präzisen langen Einsteigern, flüssigem Positionsspiel und Nerven aus Stahl baute er seinen Vorsprung auf 11:6, später auf 17:8 aus. Williams, der mit 50 Jahren als ältester Finalist der Crucible-Geschichte in das Match gegangen war, schien machtlos.

Und doch bewies er noch einmal seine Klasse. In der letzten Session verkürzte er mit einer Reihe starker Breaks auf 17:12 – das Publikum witterte das große Comeback. Aber Zhao ließ sich nicht beirren. In Frame 30 machte er mit einem 87er-Break alles klar – kühl, fokussiert, unaufgeregt.

Von Xi’an zum Crucible – der lange Weg eines Champions

Zhaos Geschichte beginnt in Xi’an, Hauptstadt der Provinz Shaanxi – weit entfernt vom Epizentrum des Snookersports.
Als er acht Jahre alt war, sah er, wie Ding Junhui das China Open gewann. Das inspirierte ihn. Bereits als Teenager spielte er Showmatches gegen Profis, beeindruckte mit seinem Talent. Mit 19 wurde er Profi und zog nach Sheffield, nur wenige Gehminuten vom Crucible entfernt.

Dann kam der Rückschlag: Eine 20-monatige Sperre wegen Verstößen gegen die Wettregeln. Zhao fiel aus dem Profikader, verlor seine Tourkarte – und fast auch seine Karriere. Doch statt aufzugeben, trainierte er weiter.

2024 gewann er über die Q-Tour seine Rückkehr auf die Bühne – als Amateur, der sich durch die WM-Qualifikation kämpfte. Und dann? Neun Siege in Folge, vier davon in der Quali, fünf im Crucible. Keine Niederlage. Nur Siegermentalität.

Talent trifft mentale Stärke – Zhao begeistert mit Stil und Charakter

Zhaos Spielstil ist ein Fest für Snookerliebhaber.
Er erinnert in seiner Spielfreude an einen jungen Jimmy White, kombiniert Angriffslust mit taktischer Reife und besticht durch ein unglaubliches Cueing. Im gesamten Turnier gelangen ihm 18 Century Breaks – ein Rekord, den bislang nur Ding 2016 erreichte.

Aber was ihn von vielen unterscheidet, ist seine innere Ruhe.
Halbfinale gegen Ronnie O’Sullivan? Souverän.
Finale gegen Mark Williams? Nervenstark.
Selbst in kritischen Momenten wirkt Zhao, als könne ihn nichts erschüttern. Seine Körpersprache spricht Bände: ruhig, demütig, aber fokussiert – wie ein Mann, der seine Bestimmung gefunden hat.

Ein Vorbild für Millionen – und ein Held für ein ganzes Land

Zhaos Sieg ist mehr als ein sportlicher Erfolg. Er ist ein kulturelles Symbol.
Seit zwei Jahrzehnten war China auf der Suche nach einem Weltmeister. Viele hatten es gehofft, wenige hatten es wirklich geglaubt.
Jetzt, in einer Saison, in der zehn chinesische Spieler im Crucible-Hauptfeld standen und drei bereits Ranglistentitel gewonnen hatten, ist der Bann gebrochen.

„Ich hoffe, mein Sieg gibt jungen Spielern Kraft“, sagte Zhao nach dem Finale.
„Ich nehme den Pokal mit nach Hause und zeige ihn meinen Eltern.“

In China ist Zhao jetzt schon ein Held. In den sozialen Medien trendete sein Name innerhalb weniger Minuten. Er wird Fernsehshows besuchen, Werbedeals erhalten – und vor allem: Er wird eine neue Generation inspirieren.

Mark Williams: Ein würdevoller Rivale

Auch wenn er den Titel verpasste, bleibt Mark Williams eine Ikone.
Er sagte nach dem Match:
„Ich war nie wirklich im Spiel. Aber Zhao? Der hat uns alle überrollt – Ronnie, mich. Er ist das, was der Snookersport gebraucht hat.“

Sein Sieg über Judd Trump im Halbfinale war vielleicht einer seiner besten in den letzten Jahren. Doch die 1:7-Auftaktklatsche gegen Zhao war zu viel – der Rückstand ließ sich nicht mehr aufholen.

Mit dem Runner-up-Preis von 200.000 Pfund klettert er auf Platz drei der Weltrangliste – nicht schlecht für jemanden, der Profi wurde, als Zhao noch nicht geboren war.

Ein Weltmeister für eine neue Ära

Zhao ist nun der 24. Spieler, der den Titel im Crucible holt – und der erste Amateur, dem ein solcher Erfolg bei einem Ranglistenturnier gelingt.

Ab nächster Saison wird er auf Rang 11 der Weltrangliste geführt – bei den meisten Turnieren aber als Nummer 2 gesetzt, weil er Weltmeister ist.

Doch was noch wichtiger ist: Er ist das Gesicht einer neuen Zeit.
Zhao steht für Aufbruch, für Vielfalt, für einen globalisierten Snookersport. Für Talent, das aus Xi’an kommt – und in Sheffield Weltruhm erlangt.

Informationsquelle: wst . tv

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