Das Publikum beim Masters ist immer speziell – Snooker Turniere
Was ist wichtiger, Preisgeld oder Weltranglistenpunkte? Schwer zu sagen, aber wenn ein Spieler zum Masters nach London reist, dann weiß er, dass es bei diesem Turnier von einer Möglichkeit sehr viel, von der anderen sehr wenige zu gewinnen gibt. Stolze 200.000 Pfund erhält der Sieger des Masters. Punkte für die Weltrangliste jedoch: genau null.
Das Masters ist offiziell der Main Tour angedockt, jedoch ein Einladungsturnier, vorbehalten den besten 16 Spielern der Weltrangliste. In der Regel ist die komplette Weltspitze anwesend, hier gibt es keine Außenseiter, die an einem guten Tag über sich hinauswachsen. Von 1990 bis 2010 gab es eine Wildcard-Runde, die aber wieder gestrichen wurde. Zweimal hat Platz 16 tatsächlich nicht zur Teilnahme gereicht, zweimal traf es den armen Graeme Dott: Er wurde sowohl 2014 als auch 2015 wieder ausgeladen, obwohl er auf Weltranglistenrang 16 stand. Einmal, weil die Veranstalter lieber Ronnie O’Sullivan dabeihaben wollten, der auf Platz 24 abgerutscht war. Und einmal, weil sie Ali Carter nach dessen überstandener Krebserkrankung unbedingt einen Startplatz vermachen wollten. Noch eine Besonderheit: Vom ersten bis zum letzten Tag wird das Masters an einem Tisch ausgetragen. Das Turnier hat London übrigens nie verlassen, wenn auch vom Wembley Conference Centre über die Wembley Arena bis zum Alexandra Palace einige Austragungsorte dabei waren.
Schon die Erstausgabe 1975 gipfelte in einem Drama. Das Finale zwischen John Spencer und Ray Reardon wurde erst durch eine respottet black zugunsten Spencers entschieden, wie auch 1998 beim Sieg von Mark Williams über Stephen Hendry. Hendry konnte hier fünfmal in Serie gewinnen, was ihn zu einem der Könige des Masters macht. Ronnie O’Sullivan gewann ebenfalls fünfmal, jedoch hübsch über die Jahre verteilt. Der andere König hieß Paul Hunter. Der stand bis zu seinem Tod dreimal im Finale, lag gegen Fergal O’Brien, Mark Williams und O’Sullivan dreimal hoffnungslos zurück – und holte 2001, 2002 und 2004 trotzdem den Titel, jeweils mit 10:9.
Das wirklich Besondere, glaubt man dem Snookerkommentator Rolf Kalb, ist jedoch das Londoner Publikum. Speziell sei die Atmosphäre in der Hauptstadt, sagt Kalb. Die Zuschauer sind hier weniger zurückhaltend als bei anderen Turnieren, unvergessen der Zwischenfall beim 1997er Finale zwischen Steve Davis und O’Sullivan, als eine splitterfasernackte Flitzerin durch das Wembley Conference Centre hüpfte, unter dem Gejohle des Publikums einige Turnübungen vollführte und von der Security schließlich unsanft abgeführt wurde. Auch macht sich in London schnell Unmut breit, wenn es bei einem Spieler mal nicht läuft. Das ist nicht immer leicht für alle Spieler, sagt Kalb. Da hilft nur ausblenden.